Samstag, 22. Juli 2017

Sommer!

Irgendwie komme ich heute gar nicht in die Strümpfe. Mein Schlafzimmer hat nur ein Fensterchen nach Norden und dort steigt der Berg gleich steil an - so kriege ich ncihts mit vom herrlichen Sonnenschein. Als ich dann doch rauskrabble lockt mich die Sonne sogleich auf die Terasse - warm, nein fast heiß ist es da schon um 10 Uhr.
Zum Frühstück gibt's heut Wale. Nein, nicht auf dem Teller... Eine halbe Stunde lang kann mich meinen Blick nicht von ihnen abwenden. Obwohl, zuerst sehe ich sie gar nicht, ich höre
nur Darth Wader schnaufen. Aber nach langem suchen mache ich sie weit draußen im Fjord ausfindig. Bis zu 4 oder 5 Flossen schauen manchmal gleichzeitig aus dem Wasser. Sie kommen nur kurz hoch und tauchen dann im Bogen wieder ab. Manchmal geben sie auch ein bischen Gas und schwimmen kurz unter der Oberfläche ein Stück. Ich genieße es.
Ein ganz leichtes Lüftchen kreuselt das Wasser gerade soviel, daß es wie Sterne in der Sonne glitztert und blinkt! Ein Kajak paddelt vorbei.

Aber ich sollte ja auch wieder etwas arbeiten. Die Farbe an den Türen ist ziemlich trocken, so versuche ich, den Torfflaum mit einer Bürste abzuwischen. Geht ziemlich gut. Es bleibt nur wenig Torf oder Ungeziefer hängen, aber das werde ich jetzt nicht mehr ändern. Nachdem die Türen enttorft sind, muss ich sie noch entkleben. Das ist schon eher eine Sauerei, weil die Farbe an den Rändern des Klebebands noch nicht ganz trocken ist. Ich muss höllisch aufpassen, daß ich damit nichts falsches einfärbe.

Um die Mittagszeit rollen 2 Harleys daher und halten dirket vor meinem Grundstück. Sie interessieren sich für die Bootshäuser und das Grundstück nebenan. Wir reden etwas Benzin und Sonstiges - eine nette Abwechslung! Björn kommt mit seiner Tochter im Badelook daher - die wollen tatsächlich im Fjord baden! Brrr! So hört es sich auch an. Übrigens - der Strand in Evenes ist total übervölkert - die Menschen tummeln sich im seichten Wasser.

Die Türen sind fertig - und nun? Dann muss ich wohl wieder am Fußboden weitermachen - mag ich ja gar nicht. Den Flur bekomme ich soweit fertig, nur die letzte Diele muss noch zurechgestutzt werden. Ein neuer Versuch für die Säge - Pech, der Generator verabschiedet sich sofort. Geht nicht. Also muss ich das mit der Handreissäge machen - wird zwar nicht so schön und geht auch nicht so schnell, aber es wird passabel. Es sind mal wieder ein paar richtig krumme Hunde bei den Dielen dabei, das kostet Zeit und Nerven. Um 17 Uhr mag ich nicht mehr. Außerdem habe ich den ganzen Tag noch nichts gegessen und die  Akkus sind leer.

Ich freue mich auf Spaghetti und werde dann auch gleich die Akkus laden, wenn ich den Generator angeworfen habe. Soweit so gut. Das Wasser wird schon langsam warm, in der Zwischenzeit möchte ich ein wenig saugen. DAs war zuviel des Guten - der Generator sagt wieder tschüss. Also gut, dann halt nur kochen...eine geschlagene Stunde brauche ich, bis der Generator wieder läuft! Ganz vorsichtig kochen - keine weiteren Verbraucher dranhängen. Batsch - schon wieder aus. Das Wasser wurde gerade wieder warm. Ich schau mir den Generator und die Zündkerze genauer an, ja rußig und nass ist sie. Aber trotz Reinigung und allen möglichen Tricks wird das nichts mehr mit dem Stromaggregat. Ich glaube, das ist Schrott. Ich bin stinksauer und werde es nächste Woche zurückbringen! Nun sitze ich da, ganz ohne Strom. Der Elektriker will erst am Donnerstag kommen, und wenn er geht ist der Strom noch lange nicht tatsächlich da. Also bleibt die Küche kalt, es gibt Lachsbrot. Der leckere Lachs von Astrid versöhnt mich etwas - das ist tatsächlich der beste Lachs, den ich jemals gekostet habe!

Den Abend genieße ich auf der Terasse - es ist nur etwas kühl. Ich habe meinen Gartentisch hochgehievt und kann jetzt im Freien mit Fjordblick meinen Blog schreiben. Björn und Tochter sind mit dem Boot beim Fischen draußen. Sie unterhalten sich dabei mit Ragnar von nebenan. Norwegenidylle...

Freitag, 21. Juli 2017

Streich(el)tag

Mitten in der Nacht, als ich mal raus musste, habe ich meine Freunde, die Wale, wieder beobachten können. Am Morgen wecken mich klopfende Geräusche...wer macht sich denn hier zu schaffen? Ich gehe nachsehen und finde heraus, daß lauter kleine Torfknöddel auf die Terasse kullern, und das klopft so. Aber es geht gar kein Wind? Und es gibt weitere sonderbare Geräusche - aha, Elstern auf meiner Terasse. Die schmeißen vermutlich auch mit Torfbällchen um sich. Haut ab!

Heute scheint wirklich die Sonne! Der Himmel ist wolkenlos und das Meer blitzeblank. Und für die nächsten Tage soll es so bleiben, d.h. jetzt bekommen die Außenarbeiten Priorität. Aber zuerst muss ich die Sache mit dem Elektriker klären: ja, er hat jemanden (Alexander), der nächste Woche kommen kann. Ich soll ihn am Abend anrufen. Auf dem Rückweg hole ich auf Viggos Campingplatz noch frisches Wasser, jetzt bin ich mit 80 l ganz gut versorgt.

Türen streichen! Halt, stop! Da kommt ein LKW von der Post - tatsächlich zu mir! Sie bringen schon den Kühlschrank, aber der sollte doch erst nächste Woche geliefert werden? Ich hab ja noch gar keinen Strom - und keinen fertigen Fußboden. Was soll's, dann sollen sie ihn halt erstmal draußen abstellen. Oder vielleicht können sie ihn gleich auf die Terasse hochstellen? "Klar" sagt der Eine, "nein" sagt der Andere. Der will wohl noch Karriere machen? Das Hochtragen hätte ich teuer extra bestellen müssen. "Ist doch wurscht" sagt der Eine wieder. Aber der Andere gewinnt. Tja....

Ich beginne mit der Terassentür - bis die abgeklebt ist vergeht schon ziemlich viel Zeit. Das Streichen selbst macht fast nur noch die Hälfte an Zeit aus. Während ich so vor mich hin arbeite, merke ich, daß ich jetzt vielleicht doch "angekommen" bin!? (so hat mir das ein guter Freund vor Kurzem gesagt) Ich bin im Hier und Jetzt, denke nicht an morgen oder gestern, bin einfach nur da. Ein Lüftlein streicht durch meine Haare, die Sonne streichelt meine Haut und die Ruhe streichelt meine Seele.

Als die Tür fertig ist, ist es schon 14 Uhr - ich bin ziemlich müde und hungrig. Da ich noch keinen (funktionierenden) Kühlschrank habe, muss ich das Gemüse schnell vernichten, also gibt es eine große Schüssel Salat mit Käsebrot. Und eine Mittagsruhe im Campingstuhl auf der Terasse - in eine Decke eingehüllt, gegen den Wind. Der Körper ist ausgelaugt und sehnt sich nach Ruhe, der Kopf sieht die viele Arbeit und treibt an - schaun wir mal, wer hier gewinnt.

Björn hat gesagt, meine Hütte sähe aus wie eine Rorbu, d.h. wie eine dieser auf Stelzen stehenden Fischerhütten. Jeder hat eine Meinung zu meiner Hütte. Immer nur Positives (außer Kjetil, der die Farbe nicht mag). Ragnar kommt vorbei, wir wechseln ein paar Worte. Ich möchte den Strom bezahlen, den wir während der Bauerei von ihm bekommen haben, aber er winkt ab. Vielen Dank!

Jetzt bin ich schon dabei, jetzt mache ich auch die andere Tür noch! Ein leichter Wind kommt auf; eigentlich nicht schlimm. Aber er bläst den Torf vom Dach und dieser findet wunderbaren Halt an der frischen Farbe. Der Kontrast zum eigentlichen Weiß ist krass! Weiße Türen mit braunem Flaum...aber was will ich machen? Das letzte Mal beim Malen hat's geregnet, das Ergebnis war auch nicht viel besser. Als ich fertig bin, hört natürlich auch der Wind auf!

Donnerstag, 20. Juli 2017

Wohnst Du schon oder baust Du noch?

Beides, würde ich sagen. Aber wohnen kann man das eigentlich noch nicht nennen. Eher noch bauen.

Die erste Nacht in der Hytte habe ich wunderbar und lange geschlafen - bis halb zehn! Meine Freunde aus dem Ingolstädter Posauenchor haben mir ein Schlafliedchen (von den Schafen, die draußen vorbeiuklingeln) gespielt und per Whatsapp geschickt - was moderne Technik alles möglich macht! Als die Nase kalt wird, stehe ich dann doch auf. Mangels Heizmöglichkeit bleiben Morgentoilette und Frühstück heute aus - das kann aber kein Dauerzustand sein. Aber mir wird was einfallen.

Draußen ist es kalt und feucht, also mache ich weiter mit Fußboden legen. Schließlich will ich ja auch nicht ewig auf den losen Brettern herumbalancieren und schon gar nicht nochmal einbrechen. Es geht langsam voran, es ist mühsam. Mir scheint, als ob ich viel zu wenig Dielen habe? Es gibt noch so ein paar Stellen, an denen Restholz herumliegt, dort mache ich mich auf die Suche. Tatsächlich tauchen noch 2 ganz lange Dielen auf, die ich gerade brauchen kann. Trotzdem fürchte ich, daß mir das vorhandene Holz nicht reicht. Man wird sehen... Zwischendrin sammle ich in der Müllecke weiteres Brennholz in den Schubkarren und stelle ihn unters Dach, damit das Holz trocknen kann.
Viggo hat mir gestern übrigens angeboten, wenn ich starke Männer brauche, um die Unterlegplatte unter den Ofen zu bekommen, dann darf ich auf ihn zurückkommen. Nett!

Immer wieder lohnt sich ein kleines Päuschen, 2 min im Sessel auf der Terasse. Es ist kalt und trocken. Dicke Wolken hängen im Fjord, aber über den Wolken scheint die Sonne - da bin ich ganz sicher! Das Fernglas ist hier stets griffbereit - es gibt immer was zu sehen. Und wenn es nichts zu sehen gibt, dann gibt es Meer zu sehen, Wellengeplätscher, Wolken, schneebedeckte Berge... Heute gibt es Bojen zu sehen, die gestern noch nicht da waren. Später fahren Björn und seine Tochter mit dem Boot raus und sammeln sie weider ein. Daran waren Fangleinen befestigt. Mit dem Fernglas sehe ich, wie Björn die ganze kleinen Fische, die daran hängen, wieder ins Meer wirft. Und dann - ein Heilbutt! Klasse. Die Tochter freut sich so, daß ihr schallendes Lachen über den ganzen Fjord zu hören ist!
Ein Bootssteg wird vorbeigeschleppt - den habe ich gestern im Internet "zu verschenken" gesehen. Heute zieht er schon um!

Zurück an die Arbeit! Ich möchte mit der großen Säge ein "Ersatzteil" für den Fußboden basteln. Aber ich kriege sie nicht an's Laufen. Gestern schon hat der Generator schwer gekämpft, wenn ich die Säge gestartet habe, heute packt er es gar nicht. Ich starte bestimmt ein Dutzend Versuche oder mehr - keine Chance, der Generator wird immer abgewürgt. Mist... Muss ich halt schauen, was ich ohne Säge machen kann und die großen Sägearbeiten auf später verschieben, wenn ich richtigen Strom habe. Die letzte lange Diele liegt vor mir - aber die ist echt eine Herausforderung. Die ist ja sooo krumm! Wenn sei an beiden Enden dicht schließt, klafft sie in der Mitte bestimmt mindestens 2 cm auf! Da muß ich ganz schön schwer arbeiten und tricksen. Das hier bringt auch kein Audianer auf "Null-Fuge"! Mehr Fußbboden mache ich heute nicht.
Dafür teste ich jetzt mal den Generator auf Kochtauglichkeit - ich habe meine Kochplatte herausgekramt und brutzle mir ein Mittagessen. Ja, bei der Induktionsplatte kommt er ganz schön in's Schnaufen, aber er packt's. Also gibt es jetzt wenigstens was ordentliches zu essen.

Heute ist der Müllplatz geöffnet, also sammle ich alles ein, was schon mal entsorgt werden kann und soll. Ca. 10 große Säcke mit "Bauschutt" landen im Amarok. Ab zum Müllplatz und zum Elektriker, der wohnt direkt daneben. Aber - der Elektriker ist nicht da und am Müllplatz wartet eine Autoschlange, die geht bestimmt bis zum Sportplatz den Berg hinauf. Darauf habe ich jetzt keine Lust! Es gibt noch genügend andere Dinge zu tun - ein paar übrig gebliebene Fundamentsteine einsammeln, das Klozelt abbauen, die Dachrinne vom Torf befreien. Und eigentlich wollte ich ja anfangen, die Türen zu streichen. Mach ich morgen...

Um 18 Uhr versuche ich es erneut am Müllplatz - die Schlange ist immer noch da, nur nicht mehr ganz so lange. Macht nix, jetzt warte ich. Ein ganzes Auto voller Müll - hauptsächlich Plastik - werde ich los! Dann muss es wohl auf meinem Grundstück jetzt schon viel ordentlicher aussehen?
Zur Feier des Tages gönne ich mir einen Milkshake an der Tanke, also mit anderen Worten ein Eis. Mmmh! Für heute habe ich Feierabend beschlossen. Ich versuche mich wieder am Ofen; während hinter mir das Feuerchen knistert, sitze ich im gemütlichsten Campingstuhl vor der Terassentür und schaue über den Fjord. Ein bischen Wind streift durch die Bäume, die tiefstehende Sonne wirft ein sonderbares Licht auf die Ortschaften am anderen Ufer und graue Wolken spielen um die schneebedeckten Berggipfel gegenüber.

Mittwoch, 19. Juli 2017

Umzug

Die Jungs sind schon ganz früh zu ihrem Flieger aufgebrochen - das Haus ist leer. Eigentlich wollte ich ja "lange ausschlafen", aber um halb 8 bin ich wach. Nach dem Frühstück sammle ich meine Sachen zusammen - auch das Fahrrad im Keller und das Gemüse im Gefrierschrank nicht vergessen. Der Kopf plant schon wieder, was ich heute auf der Baustelle alles schaffen könnte aber der Körper wehrt sich vehement - es geht mir heute gar nicht gut.
Ich bring schon mal alles zur Hütte und trage es gleich rein - es nieselregnet nämlich schon wieder. Mein Matsch ist wieder wässrig geworden.
Dann fahre ich zurück, putze und räume alles im Haus wieder ordentlich auf und fahre im Anschluss zu Viggo und Ronda um zu bezahlen. Ich Stoffel habe in meinem riesigen Auto lediglich 2 Flaschen Wein mitgenommen! Eine davon schenke ich den Beiden. Das kam sehr gut an! Die Rechnung fällt nicht so hoch aus wie gedacht, mit 7.900 kr inklusive Strom bin ich dabei. Mit Bargeld haben es die Norweger nicht (mehr) so, das habe ich schon beim Kranwagen bemerkt. Ich bekomme immer gleich eine Kontonummer, aber Viggo nimmt auch Bargeld.
Während er die Rechnung schreibt, was ziemlich lange dauert, unterhalte ich mich mit Ronda. Ich erfahre vieles aus ihrem Leben, von ihren Eltern und Geschwistern, wie sie Viggo kennengelernt hat, wo sie aufgewachsen ist und wo sie mittlerweile überall Häuser haben. Sie ist früher auch Motorrad gefahren, hatte dann aber einen Unfall, bei dem ihr linker Arm ein paar Zentimeter eingebüßt hat. Aktuell wohnen sie in ihrem Haus auf der Anhöhe über Viggos Eleternhaus. Dort wohnen jetzt Tochter und SChwiegersohn (Jardar, den ich schon kenne). Auf dem Grundstück gibt es noch in klitzekleines Häuschen mit Grasdach, das angeblich mit ausgestopften Vögeln gefüllt ist - Rondas privates kleines Museum. Ob ich es einmal sehen möchte? Ja schon, aber nicht heute. Das sieht sie ein, aber ich soll unbedingt wieder mal vorbeikommen.
Ronda bewundert meine Hütte, sie sind schon ein paar mal dran vorbeigefahren. Sie sähe so wunderschön aus und ich hätte so einen tollen Platz direkt am Meer! Wenn der Mond scheint, wäre es ganz besonders romantisch! Da freue ich mich ja schon drauf.
Beim zweiten Versuch aufzubrechen, gelingt es mir nach einem langen Schwatz und einem Glas leckeren Apfelsaft. Ronda lobt meine Fortschritte in norwegisch - wir haben ja schon eine richtige Unterhaltung geführt! So, jetzt aber in mein neues zu Hause! Es gibt viel zu tun. Meine Lebensgeister sind wieder etwas zurückgekommen. Ich mache mich wieder über den Fußboden her. Heute muss das Stromaggregat zeigen was es kann, ich benutze meine große Kreissäge. Einschalten muss ich die allerdings gaaanz vorsichtig, sonst kapituliert mein Aggregat. Den neuen Staubsauger probiere ich auch gleich mal aus, aber auch hier muss ich wohl vorsichtig sein. Ein Stückchen weiter komme ich mit dem Boden, aber dann mag ich nicht mehr. Und schon wieder bin ich eingebrochen - beim abstützen mit der Hand abgerutscht und durch die Isolation gebrochen. Muss ich später wieder reparieren - Mist.
Ich muss ja auch noch schauen, wie ich mir was zu essen machen kann und wie ich heute nacht schlafen will - kurz gesagt, ich muss mich noch etwas einrichten. Meinen Campingkocher habe ich nicht dabei, der Tischgrill wird leider nur lauwarm. Um den restlichen Rosenkohl und 2 Würstchen warm zu machen, reicht es aber grade so.

Es ist ekelhaft nasskaltes graues Wetter, manchmal kann ich kaum das gegenüberliegende Ufer sehen. Dabei war heute Sonnenschein mit leichter Bewölkung angesagt?! Heizen? Wollte ich eigentlich erst, wenn der Ofen seine Unterlegplatte bekommen hat, aber dann ändere ich eben meine Pläne. Etwas Warmes braucht der Mensch! Man soll den Ofen ja langsam anfeuern - das ist auch gar nicht schwer, denn erstens habe ich fast kein Anzündholz und zweitens sind meine Holzreste natürlich alle naß. Also klappt das mit dem Feuer nicht so ganz. Immerhin kann ich einen Topf voll Wasser lauwarm bekommen. Das genügt für heute. Ab morgen soll laut Viggo eine Woche lang die Sonne scheinen - das ist dringend nötig. Mein Matsch muss weg und die Türen müssen unbedingt trocknen, damit ich sie streichen kann. Sie bekommen schon Stockflecken.

Dienstag, 18. Juli 2017

Planieren

Ab heute bin ich alleine auf der Baustelle. Fußboden legen ist die jetzt wichtigste Aufgabe. Eigentlich nichts Unmachbares. Aber ich spüre das Alter und die Arthrose; den ganzen Tag auf den Knien rumrutschen, aufstehen, hinknien...das geht gar nicht mehr gut. Folglich schleppt sich das Ergebnis so dahin. Zwischendrin lege ich immer wieder ein Päuschen ein und entspanne auf meiner riesigen Terasse. Auch die Wale entspannen sich - den ganzen Vormittag sind sie immer wieder zu sehen. Allerdings scheinen sie heute nicht ganz so übermütig zu sein, es ist ja auch ziemlich kühl heute.

Bis mittags habe ich erst das Schlafzimmer und den Windfang gemacht. Bei beiden fehlt jedoch noch die letzte Diele. Die muss jeweils zurechtgesägt werden und dafür müßte ich den Generator anwerfen. Das mache ich erst, wenn es sich lohnt und ein paar Sägearbeiten zusammengekommen sind.
Es ist trocken heute und so langsam verschwinden die Pfützen auf meinem Grundstück. Die matschigen tiefen Spuren trocknen etwas an und ich habe die Idee, sie einzuebnen. Mangels Bagger wird Kevin (mein Auto) als Planierraupe mißbraucht. Mit seinen breiten Reifen muss er die Schlammberge platt fahren. Das macht richtig viel Spaß!!! Mit dem Auto durch den Matsch hin- und herkurven.

Aus Harstad erreicht mich die SMS, daß die Glasunterlagplatte für den Ofen angekommen ist. Also fahre ich, wie geplant, am Nachmittag dorthin. Übrige Teile nehme ich mit um sie zurückzugeben. Außerdem kann ich jetzt die ersten Einrichtungsgegenstände kaufen, ganz besonders wichtig: Matratze und Bettzeug. Das Bett wird später drum herum gebaut.
Leider werden nicht alle meine Teile zurückgenommen, insbesondere das große Ofenrohr, denn das war extra bestellt worden. Olav verspricht mir, das anderweitig zu verwenden, er wird es dann mal bei mir abholen. Die fehlenden Brandschutzmauern allerdings erstatten sie mir freundlicherweise zurück, obwohl nicht ganz klar war, ob die geliefert wurden oder nicht - ich habe die Sendung leider nicht sofort kontrolliert. Die ganze Administration ist extrem langwierig weil mal wieder ein neuer Computer installiert wurde, der nicht richtig funktioniert.
Ich brauche noch ein paar Kleinteile, Schrauben, Dachrinnenbürste, 2 Schaufeln usw. An der Kasse lasse ich alles aufschreiben und stelle im Auto fest, daß mir ein sündhaft teurer Garagentoröffner berechnet wurde. Dafür haben sie die 2 Schaufeln vergessen zu berechnen (die neuen Computer?). Den Garagentoröffner reklamiere ich, was auch problemlos zurückgenommen wird... Ich versuche mich auf norwegisch und komme damit ziemlich weit - aber irgendwann ist dann Ende. Ich kapituliere und entschuldige mich für mein miserables norwegisch. Die Kassiererin ist sehr nett und meint: "gar nicht. Für eine Dänin ist dein norwegisch ziemlich gut".

Gegen 8 Uhr abends bin ich wieder in Evenes und fahre direkt zur Hütte, um meine Errungenschaften noch auszuladen. Ich bin ja sooo kaputt - irgendwie ist grade die Luft raus (und die Energie zu Ende). Anneliese kommt vorbei und darf natürlich kurz reinschauen. Die ist wirklich eine Nette! Wir freuen uns beide auf eine gute Nachbarschaft.

Montag, 17. Juli 2017

Das Dach ist dran

Montag. Spät in's Bett gegangen, kurze Nacht. Kaum sind die Jungs weg, stehe ich auch auf und bin dann bald auf der Baustelle. Viel zu tun gibt es nicht mehr für die Jungs, wir suchen erfolglos noch ein paar verschwundene Teile, das Gerüst lassen wir noch stehen, das kann ich dann später selbst abbauen, eine Tropfleiste auf der Nordseite montieren sie noch und Tauno montiert noch die letzten Fensterrahmen.
Es wird wimmer matschiger und meine Auffahrt ist mittlerweile ein Matschloch. Zum Glück bin ich ja steinreich, also sammle ich unterm Haus Steine zusammen und versuche, den Matsch ein wenig zu befestigen. Meine neue Schaufel gehört allerdings zu den verschwundenen Teilen, so nehme ich halt nur die Hände. Eigentlich gefällt mir mein Pflasterweg, trotzdem denke ich, daß er nicht lange halten wird.

Dann warten wir auf den Autokran. Laut Olav wollte jemand vorbeikommen um zu schauen, ob der Kran bei diesem Untergrund überhaupt arbeiten kann. Ab 13 Uhr sollte dann der Kran da sein. Ich schicke die Jungs zum Essen nach Hause, sie haben nichts mehr zu tun. Gegen 1 Uhr wollen sie wieder kommen. Kurz vor eins kommt ein Auto mit 2 Männern, die die Lage begutachten, diskutieren und nur die Köpfe schütteln. Ich beknie sie, irgendwie zu ermöglichen, daß wir den Torf auf's Dach bekommen. Tja, sie zögern. Auf Nachfrage antworten sie, jemand müsste den Preis akzeptieren und Olav geht nicht an's Telefon. 3000 Kronen für geschätzte 3 Stunden - ja, das kann ich auch akzeptieren. Mein Anhänger muss weg und ein Tisch. In 5 min wollen sie schon wieder da sein - tatsächlich! So schnell kann ich gar nicht Platz machen. Mit Anlauf fährt der LKW meine Auffahrt herauf und verteilt eine große Schlammwelle, aber als er fast oben ist, drehen die Räder durch. Der Fahrer lädt 4 von den tonnenschwerden Torfsäcken hinten auf den LKW, fährt rückwärts wieder hinunter und versucht es nochmal mit Schmackes! Es funktioniert.
Die Spurrillen sind jetzt schon fast 30 cm tief und nud nur wenige Zentimeter vor der Terasse kommt der LKW zum stehen. Wir müssen unter Füße und Reifen etwas unterlegen. Die "normalen" Balken brechen bei dem Gewicht sofort, ein Stück Abfallholz vom Haus hält zwar dem Gewicht stand, wird aber soweit in den Boden gedrückt, daß ich es später nicht mehr heraus bekommen.
Dann geht eigentlich alles ganz schnell. Tauno hat noch schnell eine Schippe aus Holz gebastelt, um den Torf zu verteilen und dann wird Sack für Sack hinaufgehoben, aufgeschnitten und verteilt. Guter Torf aus Andøya! Schon nach 1 1/2 Stunden sind 9 riesige Torfsäcke gleichmäßig auf dem Dach verteilt! Ich hätte das nicht gekonnt. Den 10. Sack lasse ich auf die Seite stellen, den kann ich ja später auf dem Grundstück verteilen. Das Dach sieht sehr schön aus, rund um's Haus stapeln sich aber die Torfabälle. Ich muss sie bestmöglich beiseite kehren, sonst trägt man den Dreck ständig in's Haus. Die Kranmänner freuen sich besonders über das Bargeld - im Nachhinein für 1 1/2 Stunden Arbeit ein stolzer Preis, aber jetzt diskutiere ich deswegen nicht mehr! Ich bin so froh, daß dieses Thema erledigt ist. Mait hat noch den Samen verteilt, den Rest muss jetzt Mutter Natur machen. Ich bin gespannt.
Die Jungs haben ihre Sachen zusammengepackt und sind froh und stolz, daß der Job getan ist. Ich bin auch saufroh - die Beiden haben wirklich sehr gut gearbeitet. In 3 Wochen ein schwieriges Fundament auf Stelzen und ein ganzes Haus aufgestellt inklusive Dachbegrünung? Das ist weiß Gott eine Super Leistung! Jeder von ihnen macht noch ein paar Bildchen von der Hütte und dann fahren sie nach Hause. Am Mittwoch in aller Früh fliegen sie nach Hause.


Ich bleibe und möchte eigentlich noch ein ganzes Stück Fußboden verlegen. Vorher aber baue ich jetzt meine "Werkstatt" auf, d.h. die Säge bekommt endlich einen trockenen Platz, ebenso der Stromgenerator, den ich mir vorsichtshalber zugelegt habe. Torf überall wegkehren. Toilette vom Zelt in's Bad umziehen. Dann ist eigentlich die Lust auf Arbeit vergangen. Plötzlich spüre ich, wie ich total müde werde. Der ganze Körper schmerzt und auch der Kopf ist müde - das Wochenende hat halt doch Nachwirkungen. Na gut, im Schlafzimmer lege ich noch 4 Fußodenbretter, aber als dann ein hindernis kommt und ich mit sägen anfangen müßte, mache auch ich Feierabend. Es gibt noch schnell ein feines Essen von Astrid: Kartoffelbrei, Kjøtboller, Erbsen. Dann bin ich fix und fertig...

Sonntag, 16. Juli 2017

Ein "frei"-Tag

So, jetzt bin ich wieder "zu Hause". Die Nacht war kurz, der Tag lang. Ich konnte wieder ewig nicht einschlafen, habe mir aber den Wecker auf 8 Uhr gestellt, weil wir uns für "gegen neun" zum Frühstück verabredet hatten. Astrid war schon wach, hat sich aber erst mal um die Tiere gekümmert und dann hat es laaaange gedauert, bis das Frühstück beisammen war und vor allem, bis auch alle Männer anwesend waren. Ich bin solange auf einen Spaziergang mit Lissy, dem neuen, jungen, total ängstlichen Hund geschickt worden. Sie soll lernen, an der Leine mit einem Menschen mitzugehen. Hat eine Zeitlang einigermaßen geklappt, aber als die Heimat nicht mehr in Sichtweite war, hat sie sich hingelegt und ist keinen Schritt weitergegangen. Heimwärts ist sie dann natürlich gerannt.
So, jetzt schmeckt sogar mir Morgenmuffel das Frühstück! Na ja,bis wir fertig sind ist es schon fast 11 Uhr! Ich darf hier einige ausgediente Möbel mitnehmen, die ich jetzt einlade. Für die Couch muss ich später nochmal extra herkommen. Aber Tisch, Stühle und eine Satellitenantenne freuen sich auf eine neue Aufgabe.

Dann fahre ich zu Peter, auch Deutscher, der ca. 7 km weiter ein Haus gekauft hat. Bei Peter habe ich letztes Jahr ein paar Habseligkeiten untergestellt, die will ich jetzt abholen. Wie immer werde ich dort ganz herzlich begrüßt; Peters Eltern sind auch wieder da. Die sind einfach so herzlich und unkompliziert! Nach ausführlichem und fröhlichem Geklöne, richtet Peters Mutter Kaffee und Kuchen her - geht's mir heute wieder gut! So, jetzt muss ich aber los, meine Sachen noch aus der Scheune holen und ab geht's. Ich will die Strecke über Harstad nehmen, die ist ein ganzes Stück kürzer, aber ich muss mit der Fähre fahren. Und wenn ich die nicht erwische,..... Also schnell nochmal bei Astrid und Uwe reingeschaut und ihnen einen tollen Urlaub gewünscht. Die Jungs freuen sich schon auf ihre jeweiligen Sonder-Erlebnisse: Håkon darf in Darmstadt in ein Fußballcamp, was er sich so sehr gewünscht hat. Er will schließlich Fußballprofi werden, und dafür tut er eine ganze Menge. Ich hoffe von ganzem Herzen, alle 4 können die Zeit sehr genießen und sich gut erholen - sie haben's nötig!

Voll beladen fahre ich zurück nach Evenes. Astrid hat mich noch umfangreich mit Essen versorgt - außer übrigem Kartoffelbrei mit Fleischklößchen hat sie mir eine Rentiersalami und ein Stück von dem herrlichen, geräucherten Lachs mitgegeben.
Meine Hütte hat sich tatsächlich weiterentwickelt (hab leider vergessen, Bilder zu machen) - die Folie und das Holzgerüst sind auf dem Dach und die Firstbretter sind montiert. Es ist zwar noch eine Menge Arbeit da (außer dem Grasdach), z.B. die Regenleisten, die Fensterrahmen und Abbau des Behelfsgerüsts. Aber erstens sind die Jungs wirklich Zauberer und zweitens könnte ich diese Dinge notfalls auch selbst hinbekommen. Mein Abend besteht darin, alle mittlerweile angesammelten Einrichtungsgegenstände ins Haus zu räumen, was gar nicht so einfach ist. Für manche brauche ich die Sackkarre, aber den steilen Berg hinauf über die 2 Behelfs-Treppenstufen - ui ui ui! Klappt dennoch irgendwie. Sieht fast so aus, als ob ich schon einziehe, obwohl der Fußboden noch gar nicht verlegt ist! Und Blümchen habe ich auch schon; von Astrid.