Samstag, 15. Juli 2017

Bei Freunden

Uups, jetzt hätte ich ja fast vergessen, heute einen Blog zu schreiben....

Die Jungs haben gestern ja schon releativ früh Feierabend gemacht und dann ordentlich einen getrunken. Selbst nach Mitternacht dröhnt noch Black Metall durch's Haus, ganz abgesehen von den Alkoholschwaden. Daher ist es auch kein Wunder, daß ich heute morgen früher dran bin, als die Beiden. Außerdem will ich "noch schnell" fertig streichen, denn ich möchte das Wochenende zu Astrid und Uwe nach Ibestad fahren. Um 8 Uhr schon bin ich auf der Baustelle und fange ganz rasch an, die restlichen weiß zu streichenden Bretter fertig zu stellen. Manche müssen von beiden Seite gestrichen werden und das konnte ich natürlich gestern nicht machen. Also wenden und die Rückseite streichen. Da es gestern so schlimm geregnet hat, sind leider auch einige Bretter beim streichen naß gewesen und haben die Farbe nicht angenommen - die müssen nachgearbeitet werden. Die Jungs sind noch nicht aufgetaucht.
Also mache ich mich an den Rest der Ostwand mit roter Farbe. Heute soll die Hütte fertig gestrichen sein! Läuft alles wunderbar. Wetter spielt mit - trocken aber bewölkt und kühl. Die Jungs sind immer noch nicht da. So, alles zusammenräumen, ich muss vor 12 Uhr loskommen, weil ich in Sjøvegan (1 1/2 Stunden Fahrt) noch Grassamen kaufen will. Als ich vorher nochmal zu Hause vorbeifahre, ist der Bus weg, das Haus steht aber offen. Ich packe meine sieben Sachen, die Jungs sind unsichtbar. Ich habe Bedenken, ob die heute oder morgen überhaupt was arbeiten wollen, denn die Noppenfolie ist noch nicht auf dem Dach und am Montag kommt der Kran, um die Erde hinaufzuhieven. Das muss aber klappen. Darum schreibe ich Mait zur Sicherheit eine Mail - ich hoffe, er liest sie.

Ich versuche, den Weg nach Rolla (Insel, auf der Ibestad liegt) als Tourist zu fahren und die Landschaft zu genießen. Alle Rinnsale, die ich sonst so kenne, sind derzeit fette Wasserfälle. Es hat anscheinend überall so viel geregnet, nicht umsonst ist meine Auffahrt ein einziger Matsch. Aber zum Genießen fehlt mir was...ich komme mir vor, wie in einem schönen Landschaftsfilm im Fernsehen. Ich vermisse das mittendrinsein, das frieren oder schwitzen, den Angriff der Winde und den Duft der See. Alles, was ich auf meinem Motorrad so hautnah mitbekomme bleibt jetzt draußen. Drin regelt die Klimaanlage das "Wohlfühlen".

In Sjøvegan bekomme ich problemlos, was ich haben wollte. Letztes Jahr hatte ich mir hier ja eine Hütte gekauft, die ich dann zurückgegeben habe, weil der Verkäufer Kjell einen Rückzieher gemacht hat. Ich bin ihm aber nicht böse - mein jetziger Platz ist tausendmal besser. Im Gegenteil, ich möchte ihn besuchen und ein wenig schnacken. Kjell spricht praktisch kein Englisch, also muss ich jetzt alle meine norwegisch Register ziehen. Knapp eine viertel Stunde unterhalten wir uns, und ich verstehe sogar einiges (na gut, manchmal rate ich). Kjell bestätigt mir, daß ich seit letztem Jahr einiges dazugelernt habe! Freut mich, aber ich habe nicht gelernt - ich musste nur wegen der Bauerei zwangsläufig öfter mal norwegisch sprechen.

Bei Astrid & Uwe, Ove und Håkon werde ich wie immer herzlich aufgenommen. Sie bereiten sich auf ihren Urlaub mit dem Wohnmobilbus in Deutschland vor und sind ziemlich eingespannt. Damit das Geschäft mit den Touristen weiterlaufen kann, haben sie eine Vertretung aus Deutschland angestellt, aber die muss erst angelenrt werden.  Es gibt Leckeres zu essen und ganz viel zu reden! Ich darf mir morgen auch ein paar Möbel mitnehmen (was halt in's Auto reinpasst), schließlich will ich ja diese Woche um- bzw. "einziehen"! Der Fußboden ist noch nicht einmal eingebaut! Aber das wird schon..... Wir haben einen sehr fröhlichen und kurzweiligen Abend! Ich schlafe heute in der Vikingstua dirket am Meer. Der Sturm tobt um die kreisrunde Hütte......

Freitag, 14. Juli 2017

Spätschicht

Zur Zeit hängen oft dicke Regenwolken am Himmel und verstecken die Sonne. Es ist grau und um Mitternacht musste ich sogar schon Licht anmachen, wenn ich etwas lesen wollte!
Ich trage keine Gürtel, die Hosen haben bei mir immer gut gehalten. Das hat sich geändert, es ist lästig, daß ich die Hosen ständig hochziehen muss. Immerhin, ganz verlieren tu ich sie noch nicht....

Aufgewacht bin ich heute morgen von Schmerzen am rechten Oberschenkel. Fühlt sich an, wie ein blauer Fleck. Davon hab ich ja genug, aber so schmerzhaft? Was hab ich da nur angestellt? Ich muss nachdenken und erinnere mich schließlich daran, daß ich ja gestern durch den Boden gebrochen bin. Ich habe ein fehlendes Brett übersehen und bin zwischen den lose verlegten Fußbodenbrettern eingebrochen. Hab's wohl ganz schnell verdrängt. Aber jetzt prangt da ein handtellergroßer heißer Fleck und erinnert mich daran. Für sowas hab ich keine Zeit - ich will wieder auf die Baustelle. Mir graust schon vor der Zeit, wenn die Jungs weg sind und ich bereits einziehe.

Was kann ich heute tun? Tauno hat gleich früh die Fentser- und Türrahmen angefertig, also kann ich die jetzt anstreichen. Aber es regnet heftig. Ich muss mir unter der Terasse einen Platz einrichten, an dem es möglichst wenig nass ist. Der Platz ist begrenzt und ich muss ganz schön tricksen, damit ich alle Teile unterkriege. Malen ist zwar keine schwere Arbeit, aber dauert ganz schön lange.
Die Jungs machen heute innen den Fußboden fertig. Sie haben auch den Ofen nochmal kurz ausgebaut und die Bodenbretter darunter richtig montiert - ein Stein fällt mir vom Herzen.

Jedoch - der nächste rollt schon an. In Form eines grasgrünen Lastzuges mit Anhänger, so breit wie die ganze Straße. Der bringt die Erde für's Dach. Ich muss meinen Anhänger beiseite schieben und dabei schwappt mir das ganze auf der Plane gesammelte Wasser auf den Rücken. Der Pullover und das T-shirt sind pitschnaß! Pfui.
Die Norweger sind Künstler bezüglich enger Straßen. Der Lastzug fährt etwas an die Seite und alle Passanten konnten vorbeikommen. Der LKW-Fahrer ist gut ausgerüstet, sein Stapler, mit dem er die 10 mannshohen Säcke voller Erde ablädt, ist geländetauglich und gräbt sich durch den Schlamm die Auffahrt herauf. Sieben Tonnen sollen das sein! Mir graut - ob das die dünnen Dachbrettchen aushalten? Und das muss alles da rauf! Und verteilt werden.

Die nassen Klamotten trocknen am besten am Körper, dachte ich mir. Noch ist mir warm. Aber als die Malerei sich zum Ende neigt, merke ich, wie durchgefroren ich tatsächlich bin. Nichts ist getrocknet. Ich beschließe, gegen halb 2 nach Hause zu fahren, mich trockenzulegen und aufzuwärmen. Eine gute Gelegenheit, auch was Warmes zu essen. Kaum eine Stunde später tauchen auch die Jungs auf. Ich vermute, sie haben den Boden fertiggestellt. Um auf dem Dach zu arbeiten ist es heute zu nass. Die Noppenfolie und ein Holzgerüst müssen noch aufgebracht werden, bevor die Erde am Montag hochgehievt werden kann. Das wird alles ganz schön eng!

Nach etwa 3 Stunden bin ich aufgewärmt, satt und faul. Aber ich habe mir vorgenommen, heute noch was zu tun! Spätschicht. Also - wieder hinaus in die feindliche naßkalte Welt. Hose und Pullover sind nur noch minimal feucht, draußen gießt es. Ich möchte die Bretter, die von beiden Seiten zu streichen sind, heute noch fertig machen, damit sie trocknen können. Aber trocknen geht eigentlich nicht - obwohl ich die Terasse doppelt abdecke, troppft es nach unten durch. Die Farbe hält nicht richtig, vermutlich muss ich das eine oder andere Teil nochmal nachbehandeln. Soll ich noch die Ostwand streichen oder nicht? Lust habe ich keine, kalt ist mir auch, und vor dem streichen muss ich wieder einiges vorbereiten: Terasse abdecken, Fenster und Türen abkleben. Ich wurschtle hier und da herum und plötzlich sind die Pinsel ausgepackt und die Farbe angerührt - tja, dann muss ich wohl.... Ich streiche alles, wozu ich auf die Leiter steigen muss und die Umgebung von Fenster und Türen - die müssen nämlich noch mit Dichtband abgeklebt werden. Der Rest kann warten bis morgen. Allerdings habe ich morgen nicht viel Zeit, ich muss vor 14 Uhr in Sjøvegan sein und will danach weiter zu Astrid und Uwe.
21 Uhr. Schluss für heute. Die Jungs sitzen bei Eis und Wein in der Küche und feiern. Ich glaub, ich verdrück mich ganz schnell in mein Bett.


Donnerstag, 13. Juli 2017

Gerüche statt Bilder

Halb zehn. Die Kräfte sind total am Ende. Schon die letzten Stunden ging eigentlich nicht richtig mehr was voran.

Ich bin bereits um kurz nach 7 Uhr losgefahren, um in Harstad diese doofe Wasserleitung zu holen. Der Versandhandel schickt meine Bestellung in ca. 14 Tagen, aber die Wasserleitung wäre da noch nicht mal dabei - sie ist im Rückstand. Also bei Biltema holen. Ich schaue auch nach diesen sonderbaren 4--kant-Bits, die gibt es aber nur im Set mit kleiner Ratsche und allem drum und dran. Muss mit.
Gleich nebenan ist Felleskjøp (die norwegische BayWa), dort will ich Grassamen für das Dach haben. Haben Sie nicht! In DER Großstadt hier? Nur englischen Rasen, der eignet sich aber nicht fürs Dach. In Sjøvegan gibt es das richtige Material, aber Sjøvegan ist ein Kuhnest und 1 1/2 h Fahrt von Evenes weg. Wegen ein wenig Saatgut... Ich rufe Peter Busch und Astrid an, ob zufällig jemand von denen die Tage dorthinfährt - kommt manchmal vor. Diesmal leider nicht. Also heißt mein Plan: am Samstag auf dem Weg zu Astrid und Uwe in Sjøvegan vorbeifahren - liegt quasi auf dem Weg. Ich muss nur an die Öffnungszeiten denken! Zurück nach Evenes. Im Vorbeifahren sehe ich noch einen Gartencenter, aber hat noch lange geschlossen und führt auch keinen Grassamen.

Kurz vor zehn bin ich in Evenes - beim Elektriker vorbeischauen. Ja, angeblich war er schon auf der Baustelle!? Aber nicht am Dienstag, wie besprochen. Nein, am Mittwoch; vermutlich genau zu der Zeit, als ich mal kurz in Bogen war. Auf jeden Fall hat er alles gesehen, was er wissen muss. Wir besprechen noch, was genau der Auftrag ist, wo die Sicherungskästen hin sollen und wann er loslegen kann. Tja, jetzt ist Urlaub - ab nächste Woche. Aber er kann mal einen seiner Angestellten fragen, ob der vielleicht später Urlaub machen und am 24. und 25. bei mir arbeiten will. Ich hoffe, das klappt. Es gibt aber einen Wermutstropfen: er hat meine Kabelführung gesehen und versichert mir, die würden gegen alle norwegischen Regeln verstoßen. Unter dem Boden dürfen sie nur laufen, wenn sie in einem Rohr geführt werden. Zu umständlich. Ansonsten müssen sie sichtbar auf der Wand geführt werden, aber in Kabelkanälen - einfach so ist auch nicht erlaubt. Oder außen am Haus entlang, das ist erlaubt. Oh je. Ich glaube, ich mach erstmal gar nicht mit der Elektrik weiter sondern warte damit, bis der amtliche Teil erledigt ist. Strippen kann ich ja auch im Winter noch ziehen.

Jetzt aber an die Arbeit. Es gießt den ganzen Tag, die Jungs machen jede Menge Innenarbeit, die man aber nicht sehen kann: Türen einstellen, restliche Fenster einbauen, Dichtbänder kleben usw. Ich mache mich an den Küchenboden. Mait zeigt mir, wo die Fußbodenschrauben sind - in jedem Kästchen sind 2 passende Bits enthalten. Tja, Bitset umsonst gekauft. Sieht aber gut aus, bleibt also da.
Das Wasser läuft mir den Rücken hinunter, als ich die Bodenbretter ausbauen will - der Bit überspringt meistens, ich mus sehr stark drücken, damit sich die Schrauben lösen; 2 davon muss ich sogar von Hand absägen, sie lassen sich überhaupt nicht mehr ausdrehen. Manche Bretter sind unter heftiger Spannung verbaut und klemmen jetzt, ich muss erst mühsam herausbekommen, wie ich die am besten auslösen kann. Nächster Haken ist eine Querwand, für die ein Brett ausgesägt werden musste. Dieses muss jetzt sorgfältig ausgefädelt werden, unter Spannung natürlich. Ich mühe mich echt total ab! Es dauert! Geschafft! Jetzt die Elektroleitungen wieder rausreißen und einfach erstmal nur in den Ecken nach unten, unter das Haus führen. Alles andere später. Das erste Brett braucht Durchbrüche für Wasser und Abwasser. Mein Werkzeug ist noch überall versteckt und eingepackt, schließlich will ich den Jungs ja nicht in die Quere kommen. Aber auch das ist irgendwann erledigt. Jetzt also den Boden wieder einbauen. Da dürfte es schon nach 4 Uhr sein. Die Jungs machen jetzt Feierabend - draußen kann man heute nicht arbeiten - zu naß und zu kalt. Bis zum Ofen kann ich den Küchenboden wieder schließen, wie es dort weitergehen kann, muss ich morgen sehen. Tauno muss ja schließlich auch noch unter dem Ofen arbeiten und die Bitumenplatten und Isolation einbauen.
Ich sollte wohl meine Wasserleitungen verlegen, damit Tauno morgen ungestört den Boden machen kann. Ich habe so "flexible" Kunststoffrohre, die in alle Richtungen hüpfen, nur nicht dahin, wo sie hingehören. Die Rohre müssen durch das Grundgerüst des Hauses geführt werden, das heißt, ich muss einge Balken durchbohren (Durchmesser 30 mm). Den Bohrer habe ich sogar - ganz stolz lege ich los. Die ersten 3 Balken gehen noch ganz ordentlich, aber dann wird's heiß - im wahrsten Sinne des Wortes. Der Bohrer glüht, die Balken rauchen, die Maschine läuft heiß! Es qualmt und stinkt fürchterlich. Die Maschine sollte vielleicht mal abkühlen? Immerhin verschafft mir das auch eine Pause. Allerdings eine lange, denn die Bohrmaschine (ist halt keine Bosch) braucht ewig zum kalt werden. Eigentlich kann und mag ich auch nicht mehr, ich weiß nicht, wie ich das heute noch hinkriegen soll. Also pritschle ich ziellos hin und her. Als ich mich ein wenig erholt habe, probiere ich die letzten 3 Bohrungen nochmal - der Bohrer wollte hier vorher keinen Millimeter mehr weiterbohren. Die letzte Kräfte werden mobilisiert und die Bohrmaschine in das Holz gedrückt! Das MUSS jetzt was werden. Bohrer und Maschine wehren sich heftig, ziehen aber letztendlich doch den Kürzeren. Gewonnen! Die Bohrungen sind drin! Ich hatte schon einen Plan B entworfen, die Balken von oben ein Stück einzusägen. Aber so ist es besser.
Die letzte große Herausfoderung ist, die störrischen Rohre da reinzubekommen. Mit ein paar Quetschungen an den Händen schaffe ich aber auch das! Gut so. Irgendwie mag ich aber nicht aufhören. Bin zu kaputt, um in's Auto zu steigen. Also fitzel ich noch die Klebestreifen an 3 Fenstern ab, die beim Streichen als Schutz gedient haben. So kann man auch nochmal ein Stündchen herumbringen. So - jetzt ist aber gut! Schluss, Ende, Aus!

Mittwoch, 12. Juli 2017

Houston, wir haben ein Problem...

...oder zwei.
Erster Gang führt zum Elektriker, der ist gestern nicht aufgetaucht. Es ist kurz vor 9 Uhr, der Laden ist noch geschlossen. Kein Hund, kein Per, kein Auto zu sehen. Das ist aber (noch) nicht das Problem.

Die Jungs waren natürlich schon wieder fleißig und haben den Küchenboden fertig gemacht - allerdings konnte ich noch keine Wasserleitungen verlegen, weil die noch nicht da sind! Also wird der Boden nochmal raus müssen. Aber: sie wollen das Dach fertig machen. Dazu muß der Kamin eingebaut werden und dazu muss der Ofen an der richtigen Stelle stehen. Und der braucht natürlich einen Fußboden! Jetzt unterbauen sie den Ofen mit verkehrt herum provisorisch verlegten Brettern, aber die muss ich ja irgendwann richtig einbauen; der Ofen wiegt 150 kg. Wie soll das gehen? Vor allem, ohne daß der Kamin abstürzt? Der hängt ja eigentlich nur am Ofen dran.
Problem Nr 2 ist die fehlende Glasplatte unter dem Ofen. Angeblich wurde die schon von Deutschland aus nicht mitgeliefert (im April). Da wird es natürlich schwer, zu rklamieren. Außerdem hilft das ja wenig, denn ich brauche die Platte "ganz schnell", um sie mit unter den Ofen verbauen zu können. Also - alle Hebel in Bewegung setzen, im Internet nach einer passenden Platte suchen, einen Verkäufer finden (ist zum Glück unser Haus- und Hof-Baumarkt), dort anrufen und fragen, ob sie vorrätig ist. Natürlich nicht. Frank nimmt den Anruf entgegen und schaut, was er machen kann. Er ruft mich kurz darauf zurück und verspricht mir den Dienstag - früher geht nicht. Die Jungs reisen am Mittwoch ab! Ob die mir jetzt dabei noch helfen können? Das wird jetzt alles ziemlich knapp...

Olav ist in der Zwischenzeit fleißig am organisieren für das Grasdach. Er hat einen günstigen Lieferanten aufgetan, der aber am Samstag in Urlaub geht. Plan A heißt: Dach bis Freitag fertig machen, Samstag Erde mit einem LKW von Evenes in Andøya abholen (ca. 3 h Fahrt) und auf meinem Grundstück abladen. Am Montag kommt von Liland ein Kranwagen, der die Säcke auf's Dach heben kann. Die Jungs sollen dann die Erde verteilen und vielleicht noch einsäen.
Plan B gibt es noch nicht....

Was ist heute geschehen? Die Ostseite des Daches ist zu, der Kamin ist eingebaut, nur von innen noch nicht ganz fertig montiert. Die Halter für's Grasdach sind montiert. Ich habe die Westseite fertig gestrichen, d.h. wann auch immr die Jungs das Hilfsgerüst abbauen, ist mir jetzt egal. Das war mir wichtig. Die Westseite kann ich auch noch später machen, da komme ich gut hin. Für heute war Regen angesagt und in der Tat hat es morgens genieselt. Allerdings hat es im Laufe des Vormittags aufgehört und das haben Mait und Tauno sofort genutzt, um das Dach fertig zu bekommen. Erst am Abend fängt es wieder an, aber jetzt ist ja alles dicht.

Gegen 4 Uhr mache ich mich auf nach Bogen - ich wollte noch bei der Gemeindeverwaltung vorbeigehen. Aber da ist schon geschlossen. Nebenan bie der Post frage ich, ob vielleicht meine Wasserleitungen zufällig dort angekommen sind, aber natürlich nicht. Na gut, dann hol ich mir halt kurz was zu essen, die haben hier meistens ein warmes Stückchen Fleisch und eine Salattheke. Aber natürlich zu norwegischen Preisen - Sehnsucht nach der Audi-Kantine (grins). Der Rückweg führt mich nochmal beim Elektriker vorbei, aber da ist immer noch (oder schon wieder) alles verriegelt. Aber bei Viggo wollte ich noch vorbeigehen, uns für nächste Woche als Mieter abmelden und fragen, in welchem Geschäft ich am besten den Grassamen bekommen kann. Ich versuche, soweit wie möglich mit norwegisch zu kommen; seine Tochter im Hintergrund lobt mich dafür. Natürlich bin ich nicht mit mir zufrieden - aber immerhin, ich merke schon gewisse Fortschritte.

Es ist halb sechs - zu früh für Feierabend. Ich hab noch Hummeln im Hintern. Eigentlich will ich mich nochmal über den Küchenfußboden hermachen. Unterwegs begegnen mir die Jungs, die gerade Feierabend gemacht haben. Also kann ich mich in Ruhe umschauen. Es gibt erstmal noch Einiges auf- oder umzuräumen. So langsam leert sich der Platz! Die kürzlich in Harstad abgeholte Kommode lade ich jetzt auch aus dem Auto, die muss nicht immer mitfahren. Außerdem kann ich ihr einen Platz auf einer leeren Palette anbieten.
Kjetil steht wieder mal an der "spakers corner" vor seinem Bootshaus und philosophiert über Gott und die Welt. Stolz zeigt er mir, daß das Grasdach auf seinem Schuppen nebenan bereits zu grünen anfängt - ja, ein erster Flaum ist tatsächlich sichtbar. Hoffentlich klappt das bei mir auch so gut?
Jetzt aber ran an den Küchenfußboden. Wo sind denn die Schrauben? Ja, die sind sehr gut versenkt. Aber - so einen Schraubenkopf hab ich ja noch nie gesehen?! Innen-4-Kant! Ganz klein! Da habe ich leider keinen passenden Bit dazu. Enttäuscht muss ich meine Sachen einpacken und morgen beichten gehen.

Dienstag, 11. Juli 2017

Weiß, weiß, weiß, sind alle meine Sachen....

Heute bin auch ich schon relativ früh auf den Beinen. Aber ich lasse den Jungs immer gerne den Vortritt in der kleinen Küche. Sie nutzen diese intensiv und kochen leckere Sachen. Aber sie arbeiten ja schließlich auch hart.
Bevor ich zur Baustelle fahre, statte ich dem Elektriker Per Pedersen einen Besuch ab. Der ist so seltsam ruhig. Nach kurzem Zögern erkennt er mich wieder - ich spreche ich auf seinen Urlaub an. Da taut er so langsam auf. Meine Mail hat er vermutlich noch gar nicht gelesen, aber in meinem Beisein sucht er brav danach. Ich bitte ihn, die Meldung an das Kraftwerk auf die Reise zu schicken - ja, er hat alle erforderlichen Daten - und für weitere Absprachen bei mir vorbeizukommen. Ja, aber erst nach 12 Uhr. Um es vorweg zu nehmen - heute ist es wohl nicht mehr 12 Uhr geworden, auf jeden Fall war kein Elektriker zu sehen. Ich glaube, das ist einer von der Sorte, der man immer auf die Füße treten muss. Ich selbst werde so langsam auch zeitlos. Ob heute oder morgen...es geht, wie es geht. Aber vielleicht sollte ich das besser nicht schreiben, falls meine Chefin es liest.

Ganz im Gegensatz zu meinen Jungs Mait und Tauno. Die "schaffen wie die Brunnenputzer"! Selbst am frühen Abend haben sie noch Energie genug, die schweren Dachpapperollen auf die Terasse hochzuschleppen wie nix. An allen Ecken wird heute gewerkelt und am Abend ist der Status folgender: Bitumenboden in der Küche eingelegt und ausgeschäumt. 6 von 9 Fenstern eingebaut, verschraubt und ebenfalls ausgeschäumt. Die Verkleidungen müssen noch gebastelt und bemalt werden. Beide Türen eingebaut - und funktionieren sogar. Die sind "chinesischer Schrott" wie Mait sagt, schwierig einzustellen, nicht ganz passgenau. Dafür haben sie 5 Verrigelungsbolzen und einen Trick beim Zuschließen!
Traufbretter montiert, angestrichen und Dachrinne montiert. Fehlendes Stück beim Baumarkt nachgekauft. Dachpappe auf der Ostseite verlegt - Tauno hat sich dazu extra angeseilt! Zeitlich sieht es gut aus - am 19. fliegen sie anscheinend nach Hause und bis dahin haben sie noch Zeit. Sie freuen sich auch über zusätzliche Arbeit - ist ja bares Geld für sie. Ich bin echt froh, daß ich die Jungs habe. Die sind äußerst professionell, routiniert und genau. 
Da ich ein wenig den Überblick über meine Finanzen verloren habe, momentan eh im Kaufrausch bin und das Dach auf jeden Fall noch diesen Sommer fertig bekommen will, bitte ich sie, auch die Folie für's Grasdach zu montieren. Einverstanden. Olav hat mittlerweile günstige Grasdacherde mit Transport und Kran gefunden und die Jungs werden mir auch die Arbeit, diese zu verlegen, abnehmen! Ich hab gemerkt, auf Leitern und Höhen fühle ich mich nicht so ganz wohl...und die riesigen Noppenflinebanhen würde ich vermtulich alleine gar nicht auf's Dach bekommen. Allerdings glaubt Mait, daß das Dach zu steil wäre und die ganze Erde abrutschen würde. Nach kurzer Beratung schlägt Tauno vor, auf die Folie noch ein Lattengerüst aufzubringen. Sehr gute Idee - gefällt uns allen. Wir können dazu das billigste Holz nehmen, denn wenn es in 1-2 Jahren verrottet ist, hält das Wurzelwerk ohnhin alles zusammen.


Mein Job ist heute "malen" - was sonst. Ragnar hatte schon Mitleid mit mir, malen ist "the hell of a job" meinte er. Da hat er wohl recht, obwohl ich das vorher gar nicht so eingeschätzt hatte. Immerhin ist heute bestes Malerwetter - die Sonne knallt herunter, das Meer liegt ölig zu unseren Füßen. Ich darf die Firstbretter streichen. Dazu brauche ich alle 6 Sägeböcke, die ich zufällig mitgebracht habe! Als ich fertig bin, bietet mir Mait auch schon die ersten Fensterrahmen, Fensterbretter und Stüzen an, die ich auch weißeln könnte. Ein Glück, daß ich gestern diesen Tisch geholt habe - der tut jetzt gute Dienste als Werkbank. Nun aber zurück zum Haus - ich wollte heute die Ost- und Westseite angehen, eigentlich bevor die Fenster eingebaut sind. Aber die Jungs sind einfach zu schnell! Trotzdem schaffe ich es, alle beiden Seiten zu grundieren und die Dachschalung abzukleben, damit die rote Farbe später nicht an die falschen Stellen gelangt. Meine Folienbeklebung der Terasse haben sie einfach abgerissen, da bin ich gar nicht glücklich darüber. Aber vielleicht war die ihnen zu rutschig oder zu nass? Na ja, muss ich sie halt morgen wieder anbringen oder eine andere Lösung finden - ich hab da schon so eine Idee.
Die Hoffnung auf ein wieder weißes T-shirt wurde vom Winde verweht. Dafür sind die weißen Flecken auf meinen mittlerweile sonnengebräunten Armen viel besser sichtbar als das Schwedenrot!


Am Nachmittag zieht es langsam zu und die ersten Tropfen fallen. Morgen und übermorgen ist Regen angesagt. Umso wichtiger war es heute, mit der Malerei und dem Dach voranzukommen. Schnell moch meine bemalten Kunstwerke unter die Terasse in Sicherheit bringen, dann mach ich gegen halb 6 Uhr Feierabend (die Jungs zufällig auch). Also eins kann ich Euch sagen: einen ganzen langen Tag auf den Füßen und fleißig zu sein ist schon eine immense Herausforderung für eine durchtrainierte Marathon-Bürostuhl-Hockerin! Einmal längs durch Amerika ist leichter (oder doch nicht?).

Von der Gürtellinie abwärts tut mir jeder Knochen und Muskel weh! Daher habe ich heute auch gar keine Lust auf kochen, irgendwelchen weiteren Aufwand treiben, ober abzuwarten, bis die Jungs fertig sind. Also muss heute der fetter Burger an der Tanke dran glauben! Und ... uuups, bin ich unterwegs nach Harstad. Schon wieder! Der Weg wird ja jedesmal kürzen, wenn man ihn kennt. Ich brauche Farb- und Lösungsmittelnachschub. Meine Frischhaltefolie (für die Pinsel) und meine Malerhandschuhe waren heute unaffindbar. Garantiert tauchen beide wieder auf, wenn die Malerei vorbei ist.
Auf dem Rückwelg lasse ich mir Zeit - der Körper erholt sich beim Autozockeln und der Kopf kann tun was er will. Ab und zu übt er sich ein wenig in der norwegischen Sprache. Bei den Geschwindigkeiten hier kann ich gelegentlich dabei sogar in's Lexikon schauen. Ich nehme die Küstenstraße und dann den Waldweg nach Tårstad - Elche schauen. Aber die schlafen anscheinend schon.

Montag, 10. Juli 2017

Was man nicht im Kopf hat...

...muss man dann wohl im Tank haben... Aber der Reihe nach.

Gestern abend hat sich mein geschundener Körper gewaltig nach einem erholsamen Bett gesehnt. Das bekommt er auch. Aber während er sich erholen darf, gibt der Kopf keine Ruhe - der hat gestern wohl nicht genügend zu tun bekommen? Warum kommt der nach einem erfolgreichen Tag immer so in Fahrt??? Bis in die frühen Morgenstunden hält er mich wach mit seinen Ideen und Plänen. Aber irgendwann gibt er dann wohl doch auf.

Die Jungs sind heute besonders früh dran - gestern hatten sie ja schließlich auch einen Ruhetag. Da brennen sie sicher auf die Arbeit! Das Dach ist heute dran. Als ich etwas später draußen auftauche, hat sich Tauno als Astronaut verkleidet (Schutzanzug gegen Steinwolle) und turnt auf dem Dach herum. Er hat die obersten Balken fertig gestrichen, so wie ich es mir gewünscht habe. Ich entdecke in den Firstwänden sonderbare große Löcher und frage Mait danach. Olav ist dafür verantwortlich dafür - der läßt zur Luftzirkulation unter Dachpappedächern wohl immer solche Luflöcher einbringen. Na, wenn sich da mal kein Ungeziefer einnistet.

Im Moment störe ich wohl wieder eher, also schaue ich zur Abwechlsung nach Harstad. Dort wird ein Tisch für die Terasse verschenkt, den will ich mir abholen. Es ist unklar, ob die Verschenkerin da ist, telefonisch konnte ich sie nicht erreichen und per Mail hat sie nur geschrieben "wer zuerst kommt, hat zuerst". Die Haustür ist verschlossen, alle Namensschilder sind entfernt und auf mein Klingeln regt sich nichts. Also gehe ich einmal um das Haus herum. Dort finde ich zwar keine Menschen, wohl aber den besagten Tisch. Also nehme ich ihn einfach mit. Als ich damit am Auto ankomme, öffnet sich die Haustür doch und eine nette Dame kommt heraus. Alles in Ordnung. Aber wenn ich möchte kann ich mir noch mehr anschauen. Ich weiß, daß sie auch noch eine Kommode hat, die ich brauchen könnte. Ca. 15 € soll die kosten und ist noch da. Im Keller hat sich auch noch Schätze - ich lege mir einen Heizkörper für 10 € zu und bekomme einen Schwarzwäschekorb dazu geschenkt. Stühle? Nein, ich glaube, die bekomme ich von Astrid und Uwe. Aber sie hat noch einen ganzen Karton voller Geschirr - zu verschenken! Klasse - und ich hatte schon mehrfach überlegt, wo und wie ich günstig an ein paar Tassen und Teller herankomme.
Wo ich schon mal in der Stadt bin muss ich mich noch mit ein paar Dingen eindecken, die ich für die Zukunft brauche: eine Campingdusche mit Duschvorhang (solange ich noch kein fließend Wasser habe) und einen Fahrradanhänger. Mit dem kann ich dann (ohne Auto) Wasser holen oder in Liland einkaufen. Die anderen Positionen auf meiner Liste eilen jetzt nicht so. Also fahre ich voll beladen wieder nach Hause.

Den Tisch baue ich gleich auf, die Jungs können ja morgen dort ihr Mittagessen abhalten. Das Dach ist auf einer Seite isoliert und geschlossen, die andere kommt am Nachmittag dran. Das Firstfenster auf der Südseite ist auch schon eingebaut! Eigentlich müßte ich jetzt ganz schnell alles mögliche streichen: die Westwand, weil das Gerüst dort ja demnächst abgebaut wird, die Firstbretter, weil die eigentlich jetzt dran müssten, die Fensterumrandung, weil ich da selbst später nicht mehr hochkomme. Und in der Küche müsste ich alles verlegen, was unter dem Fußboden verschwinden soll. Warum? Wir müssen den Ofen einbauen und dafür muss der Boden darunter geschlossen sein. Der kürzeste Weg dahin führt über den Küchenboden. Damit fange ich an, denn hier bin ich am wenigsten im Weg. Außerdem habe ich gar keine weiße Farbe?! Mist! Viel zu wenig Kabel habe ich! Ich kann gerade mal 2 Leitungen verlegen und dann ist das Material aus.
Die Jungs haben schon Feierabend gemacht. Ich lege Kabel soweit möglich und breite die Firstbretter auf Sägeböcken zum trocknen aus, so daß ich morgen gleich streichen kann. Außerdem muss mein Hänger jetzt her; ich habe keine Lust, wegen jeder Kleinigkeit zu den Bootshäusern zu laufen. Platz genug ist ja jetzt auf dem Grundstück vorhanden. Das Dumme ist nur, daß beim rückwärtsfahren die Auflaufbremse immer gleich zumacht und die Räder blockieren. Keine Ahnung, was da falsch läuft! Irgendwie schiebt sich der Hänger trotzdem auf dem etwas rutschigen Untergrund mit bockierten Rädern etwa an die Stelle, wo ich ihn haben wollte. Geschafft!

Jetz aber schnell - ich hab nachgeschaut: Biltema (da kriegt man Kabel) schließt um 20 Uhr, es ist kurz vor sieben. Zum Umziehen keine Zeit mehr! Ich flitze nach Harstad.
Flitzen in Norwegen? Ist doch nicht erlaubt. Zum Glück verhindert Petrus jegliche Strafzettel: aus vollen Kübeln gießt er alles aus, was er anzubieten hat! Jetzt erst stelle ich fest, wie tief die Spurrillen auf der vielbefahrenen E10 sind. Schon bei 70 km/h zeigt mir Kevin, wie gut er mit seinen breiten Reifen schwimmen kann! Eine halbe Stunde vor Ladenschluss komme ich an - Kabel bekomme ich, aber Farbe haben sie nicht. Die bekomme ich bei OBS, aber jetzt ist es schon sehr knapp. Dort prangt in Leuchtbuchstaben die Öffnungszeit: bis 23 Uhr! Wow! Hier bekomme ich die ach so wichtige weiße Farbe! Wenn ich mit der morgen so umgehe, wie gestern mit der roten Farbe, dann wird mein T-shirt vielleicht wieder weiß? So, nun nach Hause, abendessen und in's Bett. Halt - vorher noch Blog schreiben.

Sonntag, 9. Juli 2017

Yeah - Wale!!!

Der Tag fängt "gut" an - meinen Frühstückstee kippe ich über Laptop und Handies aus - scheint aber alles nochmal gutgegangen zu sein. Abgesehen von der Sauerei - roter Früchtetee. Aber stimmt, das ist ja der Einstieg in einen neuen "roten" Malertag. Vielleicht.
Mait und Tauno feiern heute Sonntag, somit habe ich auf der Baustelle freie Fahrt. Die Südwand ist mit grundieren dran.
Es herrscht ein fantastisches Sonntagswetter! Viel zu schön zum arbeiten. Viel zu warm zum arbeiten! Der Schweiß läuft mir schon bald von der Stirn. Ich dachte, die Südseite wird easy, weil ja ebener Untergrund für die Leiter da ist.  Aber - der Firstbalken liegt etwa 5 m höher und kragt 1,5 m über die Wand hinaus! Da habe ich Zwerg überhaupt keine Chance. Ich mühe mich ab mit Leitern, Pinselverlängerungen und baue auch ein wackeliges Gerüst aus zwei Leitern und ein paar Planken. Aber da traue ich mich dann doch nicht hinauf - ist sicher auch besser so. Mit furchtbar viel Leiter umbauen erreiche ich dann doch an die meisten Stellen. Bis auf den Firstbalken und den vordersten Teil der nächstniederen Balkenlage kann ich alles erwischen. Über Kopf.  Mit strecken. Warm! Aber dafür trocknet die Grundierung ja auch schön schnell. Eigentlich soll sie ja einen Tag trocknen, aber ich mag mich morgen vor den Jungs nicht blamieren, also fange ich schon mal an den schwierigen Stellen mit Farbe an. Ja, es ist nicht nach Vorschrift. Und nach Vorschrift müsste ich auch die Farbe noch eine zweites Mal auftragen - aber ich bin sicher, das mache ich in diesem "Urlaub" nicht mehr!

In der Mittagspause genieße ich zum ersten mal auf einem Stuhl ganz bequem und bei Sonnenschein meine Terasse über dem Meer! Ist das herrlich! Und diese himmlische Ruhe!

Am Nachmittag zieht etwas Bewölkung auf, was das Arbeiten etwas leichter macht. Weiter geht's - es ist ja erst Halbzeit. Die Grundierung ist trocken und weil ich schon rot bin, mach ich einfach weiter. Mein Ehrgeiz ist jetzt, heute die Südwand fertig zu bekommen! Es ist schwierig, weil ich mit der Verlängerung den Pinsel nicht optimal führen  kann und dann die Farbe oft nicht deckt. Aber mich beobachtet ja keiner. Da kann ich mich gerne doof anstellen.
Ab und zu führt schon mal jemand vorbei, manche winken. Ein Mädchen mit rullerski (Langlaufski mit Rollen für den Sommer) rollert mehrmals vorbei. Eine Horde Harleyfahrer donnert vorüber.
Ragnar muss am Bootshaus etwas sägen, auf dem Rückweg fange ich ihn ab und teile ihm mit, daß ich demnächst auf seinem Grundstück graben muss, um das Elektrokabel legen zu können. Ok.
Kjetil holt ein paar Sachen aus seinem Bootshaus und schüttelt sich beim Anblick meiner Farbe. Traditionelle norwegische Bauernhausfarbe! Nichts für einen Architekten mit sehr ungewöhnlichem Geschmack! Aber er verkauft ja zum Glück alles drum herum, so daß er den Anblick nicht lange ertragen muss. Mit Kjetil kann man eingentlich nur blödeln....
Später fährt suchend ein roter VW-Bus vorbei, wendet, kommt in die Einfahrt. Was die wohl wollen? Ah, sie suchen Jans Haus, das zu verkaufen ist. Ganz da oben - steil hinauf - mit Schwung!
Und dann spaziert ein Mann mit Hund vorbei, der normalerweise immer vorbeijoggt. Wir haben uns schon ein paarmal zugewunken, aber diesmal scheint er reden zu wollen. Gut - dann lerne ich wieder einen Nachbarn kennen. 1 km weiter wohnt er, in einem grauen Haus und heißt Arne. Er spricht leider nur norwegisch, was ihm aber anscheinend nichts ausmacht. Er ist ganz schön neugierig und das Wichtigste scheint er zu verstehen - und ich auch. Mein Haus gefällt ihm. Ja, er darf mal reinkommen und sich alles anschauen. Als er sich dann verabschiedet, ist das schon fast ein bischen zu vertraulich - ich glaube, an langen dunklen Wintertagen laden ich ihn lieber nicht ein.

Endspurt - nur noch das Stück unterhalb der Fenster braucht Farbe. Das kann ich gemütlich am Boden sitzend bearbeiten. Irgendetwas stört mich jetzt aber, ein sonderbares Platschen. Mehrmals. Ja - Wale!!!! Es ist kaum was von ihnen zu sehen, nur ein kleines Stück der Rückenflossen ist manchmal zu erahnen. Sie sind von den Lofoten in den Fjord hereingekommen bis kurz hinter die Bootshäuser, dann drehen sie wieder um. Aber eine Zeitlang kann ich sie hier genießen, kaum 100 m vom Ufer weg! Aber hören kann ich sie, sie plätschern ein bischen. Aber am spannendsten ist ihr Atem - das klingt wie Darth Wader! Hoffentlich darf ich das noch oft erleben. Ist das nicht herrlich? Genau aus diesem Grund habe ich mich ja in dieses Grundstück verliebt!

Mit Terpentin pinsle ich mich selbst ein, um die dicke rote Farbkruste von den Armen zu bekommen. Sie verwandelt sich immerhin in einen Schleier. Zu Hause rücke ich ihr noch mit Seife und Bürste zu Leibe, aber ich muss vermutlich darauf vertrauen, daß auch Menschen sich ab und zu häuten.
In der Hoffnung, daß der Rotschleier wenigstens von Hemd und Hose verschwindet, kommen die Klamotten heut noch in die Waschmaschine. Wenn die schleudert, wackelt das ganze Haus. Manchmal wandert sie auch etwas in der Küche umher. Fleißig ist sie schon, aber die Farbe hält (hoffentlich auch am Haus)! Immerhin riecht die Wäsche jetzt wieder anders....

Spät kommt Viggo noch vorbei, um die Mülleimer rauszustellen. Ein kurzes Hallo und Gute Nacht.