Samstag, 24. Juni 2017

Mitternachtsonne

Gestern spät abends bin ich nochmal rausgefahren und habe die Gegend erkundet. Am anderen Ufer können die Leute sich jetzt (gegen 11 Uhr abends) sonnen, auf meiner Seite ist die Sonne weg - hinterm Berg verschwunden. Hm. Hab ich mir die falsche Seite ausgesucht? Aber wer kann schon ahnen, dass Südlage schattig ist? Aber an der Landnase vor Evenes scheint sie noch ganz herrlich - ich genieße das wunderbare Licht und das glatte Meer. Hier ist die Einflugschneiße für den Flugplatz, aber eigentlich ist das gar nicht schlimm, eher abwechslungsreich.

Angeblich sollten gestern nacht überall Johannisfeuer brennen, aber ich habe nur 2 kümmerlich rauchende Haufen gefunden, und keine feiernden Leute dabei. Scheint hier oben nicht so sehr Brauch zu sein, oder vielleicht nur in dichter besiedelten Gebieten oder für die Touristen.

Olav - mein Architekt - kommt kurz vor 11 Uhr an, die beiden Monteure etwas später. Olav und ich tauschen so lange ein paar Lebensgeschichten aus und ich erfahre, daß er Chemie-Ingenieur war, jetzt pensioniert ist und den Hüttenbau eigentlich als Hobby betreibt. Er stammt sogar von hier (ca. 1 Fahrstunde weg) und wird sich demnächst auch hier auf den Vesterålen eine Hütte bauen. Olav stellt uns gegenseitig vor und erklärt, daß ich eigentlich eine ganz nette Dame wäre, solange ich bekomme, was ich möchte - ha ha ha. Aber - da hat er natürlich recht!
Wir sprechen auch ein wenig über mein Grundstück und wie ich dazu gekommen bin. Ich weiß, daß das Nachbargrundstück für den mittlerweile 3-fachen Preis angeboten wird. Und die Hütte weiter oben ist für 3 Mio Kronen ausgeschrieben! Olav weiß vom Hörensagen, daß der Flugplatz hier ausgebaut werden soll, dann wird hier die Bevölkerungsdichte wachsen und natürlich die Grundstückspreise steigen. Gut für den Wert meiner Hütte aber schlecht für meinen Wunsch nach Einsamkeit.

Es gibt noch ein paar technische Dinge zu besprechen, dann fahren wir zum Platz raus, und den genauen Standort für die Hütte zu besprechen. Dort wird mir klar, daß ich keine Hütte sondern ein Haus zu bauen scheine. Als wir die Maße auslegen erschrecke ich doch ziemlich, wie groß das Bauwerk wird, bzw. wie klein der Rest des Platzes dann noch ist. Anscheinend müssen wir doch noch etwas Erdarbeiten bewerkstelligen und etwas von den Felsen abhämmern. Olav versucht mit Viggos Hilfe, etwas zu organisieren. Ein Nachbar (Frank) scheint die richtigen Maschinen zu haben und soll angeblich am Montag vorbeikommen.
Strom ist nach wie vor ein Problem, obwohl die Jungs angeblich einen Generator dabei haben. Ich frage mal bei Ragnar nach, er scheint nicht sehr begeistert zu sein. Er hat Angst vor Stromspitzen, die wohl kürzlich schon seine computergesteuerte Bio-Kläranlage zerstört haben. Aber er will sich bis morgen was überlegen...
Als wir wieder zurück sind, macht Olav sich gleich auf den Weg, er möchte noch eine andere Baustelle besichtigen. Die Jungs ziehen hier ein - sie sind sehr gut ausgerüstet! Bin gespannt, wie die nächsten 3 gemeinsamen Wochen werden.

Am Nachmittag / Abend gibt es nichts zu tun, also fahre ich etwas auf Erkundung. In Evenskjer soll es einen Baumarkt geben, also schaue ich mir den schon mal an. Man kann schon recht bald wieder von der E10 abbiegen und auf Nebensträßchen dorthin fahren, recht nett.
In Evenskjer war wohl heute ein kleines Fest, auf jeden Fall ist die Hauptstraße noch gesperrt und das Festzelt, das dort steht, wird gerade ausgeräumt. Außer dem Baumarkt entdecke ich noch einen Coop und einen Rema2000 - beides sehr gut sortierte Supermärkte. Die haben ein größeres Angebot als der Bunnpris in Bogen, sind knapp 10km näher und haben auch Samstags bis 23 Uhr geöffnet! Ich glaube, das wird mein neuer Orientierungspunkt.
Auf dem Rückweg mach ich noch einen Abstecher auf die andere Seite unserer Landspitze. Man weiß nie so genau, bin ich schon auf der Insel oder noch auf dem Festland; oder anders rum. Auf den Karten ist eigentlich keine dürchgängige Straße eingezeichnet, aber man kann ja nie wissen. Bis Ramsund, kein Problem. Von dort geht eine Brücke auf die nächste Insel, dorthin will ich aber nicht. Es geht noch ein Stück weiter. Militärgebiet. Der Fjord scheint ziemlich flach zu sein hier, sieht schon fast wie ein Wattenmeer aus, jetzt bei Ebbe. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Inselchen, teilweise sogar bebaut, auf die man jetzt sogar zu Fuß kommt. Hinter der nächsten Ecke entdecke ich dann die ersten Militärboote. Schlau gewählt: gut versteckt, gefährliche Untiefen für Fremde und gleich draßen auf dem offenen Meer. Die Straße geht noch etwas weiter, endet dann aber an einem Stahltor, hinter welchem Militärisches Sperrgebiet liegt. Hier liegen weitere Militärschiffe. Auf dem Rückweg entdecke ich ein Kreuzfahrtschiff, das hier vorbeikreuzt. Ganz schön abwechlungsreich hier.

Freitag, 23. Juni 2017

Karibik?

Ich habe gestern im Internet noch ein paar Anzeige aufgegeben - ich suche Elektriker oder Brunnenbohrer. Dazu sind bereits Antwortden eingetroffen. Außerdem eine sehr seltsame Anwort eines Brunnenbohrers, der mir von Kjetil empfohlen worden war. Also ist erst mal reagieren, vergleichen, Auskunft geben angesagt. Ein Elektriker wohnt hier gleich um die Ecke, den besuche ich einfach mal. Ist nicht gerade billig und als ich sage, ich könnte einige Kabel selbst verlegen, schlägt er die Hände über dem Kopf zusammen. Außerdem wird es bis zu 2 Monate dauern, bis ich Strom an die Hütte gelegt bekommen kann. Die Anfrage dafür beim Stromanbieter darf nur ein zugelassener Elektriker machen. Und bevor ich die Wohnerlaubnis bekomme, muss der Stromanbieter die Elektrik abnehmen....oh je, hört sich ja schlimmer an als in Deutschland. Meine Taktik ist: Angebot für Anschluss des Sicherungskastens und einer einzigen Steckdose. Dann möchte ich die Wohnerlaubnis bekommen und dann.....mach ich, was ich will. Ob das klappen kann?

Jetzt fahr ich zum Grundstück raus - das Wetter ist soooo herrlich (17 Grad, blitzblauer Himmel, Sonnenschein), daß ich mich in mein Stühlchen setze und wieder Nichtstun übe! Wer möchte bei diesem Wetter schon nach Italien oder Spanien oder Karibik oder...?
2 kleine Segelboote dümpeln vorbei, das Wasser plätschert und glitzert, das Rauschen von Fahrradreifen höre ich schon von Weitem und dann rollert noch ein Mädchen auf Rollerski vorbei.
Ganz weit oben brummt mal ein Hubschrauber. Mein Fernglas tut schon gute Dienste. Das gegenüberliegende Ufer ist zwischen 4,5 und 8 km weit entfernt.


Mein Briefkasten ist immer noch leer, obwohl Ragnhild bereits am Mittwoch die Bankunterlagen abgeschickt hat. Da muss ich morgen oder am Montag mal bei der Post nachfragen....

Meine schwedischen Nachbarn sind da - gestern Nacht angekommen! Ragnar mäht den Rasen und dann verlustiert er sich mit dem Rasentrimmer an allen Böschungen, die er finden kann. Ich glaube, er langweilt sich, denn es sieht so aus, als ob er ganz Norwegen mähen wollte. Wir klönen ein wenig und ich frage natürlich nach seinen Bau-Erfahrungen. Seine Frau Eva übt sich im Englisch - vielleicht bringt sie mir ja ein wenig schwedisches Norwegisch bei?
Dann taucht ein silberner Kleinbus auf - es ist der von Kjetil empfohlene Brunnenbohrer Rolf. Ich habe dessen seltsame Antwort an Kjetil weitergeleitet, der daraufhin mit ihm Kontakt aufgenommen hat. Sein E-Mail-Konto wurde anscheinend gehackt und jetzt versucht jemand, seine Kunden zu vergraulen. Er schaut sich alles an, macht seine Empfehlungen und wird mir ein Angebot schicken. Oh je, was man da schon wieder alles falsch machen kann: falsche Pumpe, falsche Leitungen, Hausanschluss ja oder nein, Vorratstank oder nicht...? Zum Glück geht mir ja das Geld aus, so daß ich vermutlich vorerst gar nicht damit anfangen kann oder muss.

Nun warte ich "zu Hause" auf meine Monteure, die für hete abend angesagt sind. Vorerst schaut aber nur Viggo vorbei um sicherzustellen, daß alles in Ordnung ist. Er fährt nun auf einen Berg, wo er mit seiner Familie ein großes Sonnwendfeuer anzünden wird. Die scheinen hier alle privat die Sonnwende zu feiern, ein öffentliches Fest gibt es anscheinend nicht. Ich bin sehr gespannt auf morgen - da wird es (hoffentlich) losgehen!

Donnerstag, 22. Juni 2017

Die Mehlbox ist leer

Es gibt nichts zu tun! Das Internet ist ausgelesen. Noch keine Monteure da (die sollen morgen abend eintreffen). Also fahre ich mal schauen, ob die Post vielleicht schon da war und mir Neuigkeiten von der Bank gebracht hat?
Der Sandstrand bei Evenes ist blitzeblank - der wurde gestern abend noch von einem Trupp Frauen vom Tang befreit. Mein Briefkasten ist auch noch jungfräulich - hm. Keine Konto-Unterlagen eingetroffen. Da ich aber unbedingt die Rechnung für die Hütte bezahlen muss, fahre ich trotzdem nach Bogen zur Bank; die Kasse dort ist ab 12 Uhr besetzt. Ragnhild begrüßt mich erfreut und ich bitte sie, mit ganz wenig norwegisch, mal auf mein Konto zu schauen. Wie erwartet ist mein Geld schon eingetroffen und Ragnhild kann für mich die Überweisung tätigen. Also ist das auch erledigt.
Gegenüber ist der Bunnpris - ein kleiner Supermarkt. Mal schauen, was man so brauche könnte und ob ich mir das leisten kann. Brot ist zu teuer. Aber sie bieten warme Hähnchenbeine zum erschwinglichen Preis an. Dazu gibt's Tortillas aus der Tüte - ganz ok.

Und jetzt? Na, dann geh ich halt mal wieder "heim" an's Meer. Ich kann noch die Fentser und den Werkzeugwagen aus dem Auto laden, aber dann fällt mir wirklich nichts mehr ein. Also setze ich mich in meinen bequemen Campingstuhl und übe "Nixtun". Ganz angestrengt und fleißig!!! Es will mir nicht so richtig gelingen.
Ein bisschen mit dem Fernglas schauen - ein Schiff fährt vorbei - weiter schauen - das Meer ist an manchen Stellen ganz glatt und an anderen wieder wellig und grieselig - weiter schauen. Gerade als ich am Angestrentesten Nix tue stört mich ein LKW. Der will tatsächlich zu mir! Er bringt Material (Isolation, Steine, Zement, Terassenbretter usw.). Abladen tut zwar der Kran, aber ich kann immerhin dirigieren und die Seile aushaken. Endlich was zu tun! Grins...


Am Abend fällt mir ein, ich könnte ja mal Wäsche waschen. Bis ich die Waschmaschine verstehe, vergeht wieder etwas Zeit, inklusive einem kleinen Spaziergang zum Nachbarn Jardar, um ihn um Hilfe zu bitten. Kein Strom. Er will in einer halben Stunde rüberkommen - aber das braucht's nicht mehr, denn jetzt finde ich den Einschalter (ein Dreh-Zieh-Schalter).

 Der Wetterbericht sagt für die kommende Woche trocken, bewöklt und 12-17 Grad an; das klingt nach richtig gutem Bauwetter, oder?

Mittwoch, 21. Juni 2017

Slow motion

Spät erst stehe ich auf und mache heute einen faulen Tag. Was ich gestern offline zu Fuß in Harstad gemacht habe mache ich heute online im Internet - ich suche die Artikel die ich benötige und dazugehörigen Geschäfte. So vergeht schon mal die erste Tageshälfte.

Es ist trocken aber kühl, windig und bedeckt; manchmal regnet ein bisschen. Spät am Nachmittag fahre ich hinaus auf mein Grundstück. Ich schaue mir die Hütten meiner Nachbarn an, drei Stück sind es. Eine kenne ich ja schon, das nächste liegt etwas weiter oben und derzeit scheint niemand zu Hause zu sein. Zur dritten Hütte geht es ganz steil hinauf - von so weit oben hat man zwar einen herrlichen Blick (sieht aber auch nicht mehr als bei mir), aber man hört die Autos genauso und kommt nicht so schnell ans Meer. Angeblich wird diese Hütte schon wieder verkauft, für ca. 3 Mio kr ist sie ausgeschrieben. Mein Nachbargrundstück steht auch zum Verkauf, anscheinend will (oder kann) Kjetil doch nicht selbst dort bauen. Es soll 300.000 kr kosten (genauso groß wie meines, das 100.000 kr gekostet hat).

Ja, den Flugplatz kann man hören - wenn man genau aufpasst. Die Maschinen geben nur ein Grummeln von sich wie ein vorbeifahrender Lastwagen, wenn überhaupt. Zwischen uns liegen 2 Bergnasen und selbst wenn die Maschinen in meine Richtung starten, drehen sie vor "meinem Berg" schon wieder ab. Außerdem habe ich festgestellt, dass man meine Hütte und auch die Bootshäuser ganz leicht übersehen kann wenn man von Evenes her kommt, weil sie nach Westen hin mit dichten Büschen und Bäumen zugewachsen sind.


Ich packe mein Fahrrad aus und radle mal gemütlich Richtung Evenes. Kurz davor gibt es einen alten Kriegs-Schauplatz: 1940 haben die Deutschen dort eine Artilleriestation aufgebaut, die mit 150 Mann besetzt war. Direkt nebenan gibt es einen Steg und auf der Bergseite einen Stollen an dem gerade gebaut wird - ich vermute, die Anlage ist militärisch denn es gibt ein Fotografierverbot. Die letzte Bucht vor Evenes hat einen tollen Sandstrand, der bei Ebbe richtig breit wird. Ich habe aber noch niemanden dort baden sehen… Etwas weiter, in Evenes selbst (besteht aus etwa 20 sehr weit verstreuten Häusern) fährt ein "Schnellboot" vom Hafen ab.
Es ist eine "richtige Fährverbindung", die ca. alle 3 Stunden fährt. Das Boot kann allerdings nur wenige Personen transportieren - natürlich keine Autos. Auf der anderen Fjordseite liegt Kjeldebotn - dort hatte ich mir letztes Jahr auch schon ein Häuschen angeschaut. Mit dem Auto müsste man von hier aus ca. 2:20 Stunden und knapp 140 km fahren!
Eigentlich ist es nicht besonders kalt aber es bläst ein starker, kalter Wind. Ich setze mich noch etwas auf meinen Platz und übe Entspannung - die heiße Badewanne fehlt.

Dienstag, 20. Juni 2017

schwäbisch shoppen in Norwegen

Also heute ist shopping-Tag angesagt! Ich schau mir Harstad von der Einkaufsseite an. Aber als erstes muss Kevin betüdelt werden. Die Warnlampe brennt weiterhin, aber ansonsten gibt es keine Auffälligkeiten. Trotzdem suche ich zur Sicherheit die Werkstatt auf.
Harstad kostet mittlerweile Eintritt. Weit vor ich die Stadt erreiche steht die erste Mautstation, die automatisch Geld abbucht. Die Werkstatt liegt auf der anderen Stadtseite, direkt hinter der zweiten Mautstation. Das heißt, daß ich beim rausfahren abgezockt werde (die Einfahrt zum Autohaus ist sozusagen direkt unter dem Kamerabalken der Mautstation) und beim Verlassen der Werkstatt schon wieder!
Weil der VW-Schalter nicht besetzt ist, werde ich vom freundlichen Audi-Marius bedient. Während sich ein Mechaniker das Auto ansieht, darf ich in der Lounge rumlümmeln. Bald schon holt mich Marius wieder ab und gibt Entwarnung - es ist nichts Schlimmes. Der Kraftstoffmesser, der sich angeblich auf die Fahrweise des Besitzers einstellt, hat meine brave und sparsame norwegische Fahrweise nicht verstanden und mir eine lange Nase gezogen! Ts ts ts... Obwohl der Einheitspreis für die Aktion 750 kr sind, muss ich nur 250 kr bezahlen, weil "der Mechaniker nicht so lange gebraucht hat" - sehr Schwaben-freundlich!

Es gibt hier zwei große Einkaufszentren bzw. Einkaufsgebiete: im ersten Center verbringe ich den ganzen Vormittag und lerne, was die einzelnen Geschäfte so zu bieten habe: ein Elektromarkt, ein Schreibwarengeschäft, ein Kruschtladen für Haus, Hof, Tier und Sonstnochwas, ein Baumarkt für Heimwerkerbedarf und und und... Es gibt eigentlich nichts, was ich derzeit schon benötige, erst wenn die Hütte steht. Aber jetzt weiß ich schon mal, wo ich am Besten was bekommen. Trotzdem gelingt es mir nicht, mit völlig leeren Händen die Geschäfte zu verlassen. Z.B. einen neuen "Briefkasten", ein cooles Messer oder ein Fahrradschloss und noch ein paar Kleinigkeiten mussten halt schon mal mit, für insgesamt gut 50 €. Mit plattgelaufenen Füßen habe ich mir im Einkaufscenter ein Mittagsmenü gegönnt und bin über die Preise für Hamburger so total erschrocken, daß ich sie gleich wieder vergessen habe - so irgendwo bei 15 €... Das einheimische Menü mit Kartoffeln, Salat und Fleisch lag bei nur ca. 12 € und hat sehr lecker geschmeckt!

Am Nachmittag war dann die Luft raus, trotzdem habe ich noch Bettenpreise verglichen und mir einen Markt für Auto - Fahrrad - Boot und Heimwerkderbedarf angeschaut. Fast schon wieder zurückgekehrt bekomme ich große Lust auf ein norwegisches Softeis - direkt neben dem Flughafen ist ja eine große Tankstelle, die sowas haben: lecker und teuer (4,50 €). Gut, ist ein großes Eis (ein kleineres wäre auch ok gewesen), aber Ihr wolltet ja was über Lebenshaltungskosten wissen. Übrignes meine Erinnerung "Sprit ist etwa gleichteuer wie in Deutschland" muss ich revidieren; sie stammt von 2015 und da war in der Tat der Sprit in Deutschland so teuer wie hier. Jetzt sind die deutschen Preise aber gesunken und die norwegischen geblieben.

Am Morgen war es trocken und kühl, nachmittags sind die Temperaturen auf 15 Grad gestiegen, wofür sich Petrus dafür mit einer kräftigen Dusche rächt.
Nach einer kleinen Pause "zu Hause" möchte ich auf jeden Fall nochmal "bei mir" vorbeischauen.

Ich räume einiges zwischen Auto und Anhänger um, baue die Säge und die Fahrräder zusammen und lagere die in Kartons verpackten und durchnäßten Sachen höher, so dass sie trocknen können. Und dann bleibt mir nichts anderes übrig, als mich in meinen Stuhl zu setzen und einfach nur zu sitzen. Nix tun! Oh je, das muss ich noch ganz heftig üben, das klappt ja noch gar nicht....
      
üben...        Das Camping-Dixieklo

Montag, 19. Juni 2017

Dies und das

Gestern, am Sonntag, bin ich zwar schon früh aber sehr gut erholt aufgewacht. In einem "richtigen" Bett schläft man halt schon besser, als zusammengefaltet auf der Rücksitzbank von Kevin. Glücklicherweise habe ich von den 3 verfügbaren Schlafzimmern das gewählt, das nach Süden zeigt - da scheint nachts NICHT die Sonne herein.
Es regnet. Natürlich! Heute will ich zu meinen Freunden Astrid und Uwe auf die Insel Rolla fahren. Es hat zwar ca. 10 Grad Celsius, aber in den höheren Lagen liegt noch richtig viel Schnee und die Seen sind großenteils noch zugefroren. Brrr.
Bereits um die Mittagszeit komme ich auf Rolla an, die Jungs (2 Söhne) haben nicht mit mir gerchnet, sind ganz überrascht und freuen sich über mein einziges Mitbringsel, ein großes Glas Nutella! Astrid und Uwe müssen die nächsten paar Tage durcharbeiten an ihrer Grillhütte - die ist derzeit eine Großbaustelle und furchtbar dreckig. Am kommenden Samstag sollen aber schon Gäste drin wohnen! Also helfe ich ein wenig mit Fenster und Fußboden streichen, Dusche anschließen, Holz- und Metallabfall einsammeln und Sägemehl entsorgen. Ich kann mich ja schon mal an die Bauerei gewöhnen. Dummerweise hab ich nicht aufgepaßt und bin beim Bodenstreichen einfach hingekniet. Die Rache folgt am Abend: meine Knie schmerzen so, daß ich kaum noch laufen kann. Schon einzelne Treppenstufen stoppt mich.
 Dafür gibt es am Abend Schnittchen mit dem herrlichsten geräucherten frischen Lachs, den ich kenne. Astrid hat dazu selbstgemachte Mayonnaise - mmmh! Vielleicht kann ich ja vor meiner Heimreise noch was von dem Lachs organisieren?
Man spricht zwar nicht mit vollem Mund, aber ich muss den Beiden den ganzen Abend Löcher in den Bauch fragen: wo man was am besten einkaufen kann, welche Läden zu teuer sind, wo man Holz für den Ofen bekommt, welche Tricks die Handwerker anwenden, Ermäßigungskarten, welche Banken das günstigste Konto anbieten und wie ich an Internet herankomme.... Mit viel zu viel Informationen gefüttert falle ich todmüde in's Bett und schlafe richtig gut bis zum Morgen. Ich habe versprochen, die Jungs in die Schule zu fahren, dann können sie den Schulbus schwänzen.

Heute muss ich unbedingt zur Bank und mein Konto einrichten lassen. Natürlich geht nicht alles glatt: ich brauche die Originalbestätigung für meine "D-Nummer" (eine Art Steuer- oder Personalnummer). Die hab ich zwar nicht dabei - aber wenigstens zufällig in Evenes liegen. Ich habe nicht gedacht, daß ich den Schrieb jemals bräuchte, aber ich habe zum Glück den gesamten "Norwegen-Ordner" einfach mitgenommen. Allerdings dauert die Einrichtung des Kontos bis zu 14 Tagen - ich muss aber die Hütte bis morgen bezahlen! Und jetzt? Ich jammere der Bankdame Ragnhild etwas vor und sie verspricht mir, ihr Bestes zu tun.
Als ich kurz nach 14 Uhr mit meiner D-Nummernbestätigung wieder dort auftauche, erstellt sie alle Papiere und hilft mir bei der Übersetzung, was ich alles ausfüllen muss. Wir werden uns schnell einig. Und - tatsächlich! Das Konto wird schon gleich heute aktiviert! Ich kann also schon mal Geld einzahlen. Mit dem weiteren Transfer muss ich aber noch warten, bis ich die Zugangsdaten und meine Bankkarte habe. Das soll aber nur wenige Tage dauern. Na, wenn das auch so gut klappt, dann bin ich ja glücklich.
Nun noch zur Post und bekannt geben, daß es mich ab sofort gibt - falls Post kommt. Ah - einen Briefkasten brauche ich ja dann. Kurzerhand räume ich eine von meinen mittelgroßen Transportkisten leer, schreibe meinen Namen und die Adresse dran, Deckel drauf und mit Steinen beschwert. Ob der Postbote diesen Briefkasten wohl ernst nimmt?
Als es gerade mal ein paar Minuten nicht regnet, genieße ich den Blick von meinem Grundstück und die Ruhe dort. Mein Nachbar hatte behauptet "alle 10 min ein Auto" - ich zähle immerhin 6 in 10 Minuten. Alles Einheimische. Da muss wohl ein Nest in der Nähe sein. Ich erklimme die steilen Felsen um einen Überblick über mein neues zu Hause zu bekommen - ist das nicht ein herrlicher Blick von so weit oben? Gegenüber scheint die Sonne auf schneebedeckte Berghänge während sich die Gipfel in den Wolken verstecken.



Eigentlich wollte ich mich mit Kjetil, dem Vorbesitzer meines Grundstücks treffen. Aber er ist nicht dort zu finden, wo er behauptet hat zu sein. Na macht nichts, irgendwann werde ich ihn schon treffen. Also richte ich schon mal das Toilettenzelt (Dixie-Klo Marke Eigenbau) auf. Weil es weiter nichts zu tun gibt, fahre ich noch ein wenig spazieren und dann "nach Hause", wo ich noch ein paar Dinge im Internet organisieren will.
Sch.... bei Kevin leuchtet eine Warnlampe, die mich morgen wohl in eine Werkstatt zwingt. So kann man sich die Zeit auch vertreiben.....