Freitag, 14. Juli 2017

Spätschicht

Zur Zeit hängen oft dicke Regenwolken am Himmel und verstecken die Sonne. Es ist grau und um Mitternacht musste ich sogar schon Licht anmachen, wenn ich etwas lesen wollte!
Ich trage keine Gürtel, die Hosen haben bei mir immer gut gehalten. Das hat sich geändert, es ist lästig, daß ich die Hosen ständig hochziehen muss. Immerhin, ganz verlieren tu ich sie noch nicht....

Aufgewacht bin ich heute morgen von Schmerzen am rechten Oberschenkel. Fühlt sich an, wie ein blauer Fleck. Davon hab ich ja genug, aber so schmerzhaft? Was hab ich da nur angestellt? Ich muss nachdenken und erinnere mich schließlich daran, daß ich ja gestern durch den Boden gebrochen bin. Ich habe ein fehlendes Brett übersehen und bin zwischen den lose verlegten Fußbodenbrettern eingebrochen. Hab's wohl ganz schnell verdrängt. Aber jetzt prangt da ein handtellergroßer heißer Fleck und erinnert mich daran. Für sowas hab ich keine Zeit - ich will wieder auf die Baustelle. Mir graust schon vor der Zeit, wenn die Jungs weg sind und ich bereits einziehe.

Was kann ich heute tun? Tauno hat gleich früh die Fentser- und Türrahmen angefertig, also kann ich die jetzt anstreichen. Aber es regnet heftig. Ich muss mir unter der Terasse einen Platz einrichten, an dem es möglichst wenig nass ist. Der Platz ist begrenzt und ich muss ganz schön tricksen, damit ich alle Teile unterkriege. Malen ist zwar keine schwere Arbeit, aber dauert ganz schön lange.
Die Jungs machen heute innen den Fußboden fertig. Sie haben auch den Ofen nochmal kurz ausgebaut und die Bodenbretter darunter richtig montiert - ein Stein fällt mir vom Herzen.

Jedoch - der nächste rollt schon an. In Form eines grasgrünen Lastzuges mit Anhänger, so breit wie die ganze Straße. Der bringt die Erde für's Dach. Ich muss meinen Anhänger beiseite schieben und dabei schwappt mir das ganze auf der Plane gesammelte Wasser auf den Rücken. Der Pullover und das T-shirt sind pitschnaß! Pfui.
Die Norweger sind Künstler bezüglich enger Straßen. Der Lastzug fährt etwas an die Seite und alle Passanten konnten vorbeikommen. Der LKW-Fahrer ist gut ausgerüstet, sein Stapler, mit dem er die 10 mannshohen Säcke voller Erde ablädt, ist geländetauglich und gräbt sich durch den Schlamm die Auffahrt herauf. Sieben Tonnen sollen das sein! Mir graut - ob das die dünnen Dachbrettchen aushalten? Und das muss alles da rauf! Und verteilt werden.

Die nassen Klamotten trocknen am besten am Körper, dachte ich mir. Noch ist mir warm. Aber als die Malerei sich zum Ende neigt, merke ich, wie durchgefroren ich tatsächlich bin. Nichts ist getrocknet. Ich beschließe, gegen halb 2 nach Hause zu fahren, mich trockenzulegen und aufzuwärmen. Eine gute Gelegenheit, auch was Warmes zu essen. Kaum eine Stunde später tauchen auch die Jungs auf. Ich vermute, sie haben den Boden fertiggestellt. Um auf dem Dach zu arbeiten ist es heute zu nass. Die Noppenfolie und ein Holzgerüst müssen noch aufgebracht werden, bevor die Erde am Montag hochgehievt werden kann. Das wird alles ganz schön eng!

Nach etwa 3 Stunden bin ich aufgewärmt, satt und faul. Aber ich habe mir vorgenommen, heute noch was zu tun! Spätschicht. Also - wieder hinaus in die feindliche naßkalte Welt. Hose und Pullover sind nur noch minimal feucht, draußen gießt es. Ich möchte die Bretter, die von beiden Seiten zu streichen sind, heute noch fertig machen, damit sie trocknen können. Aber trocknen geht eigentlich nicht - obwohl ich die Terasse doppelt abdecke, troppft es nach unten durch. Die Farbe hält nicht richtig, vermutlich muss ich das eine oder andere Teil nochmal nachbehandeln. Soll ich noch die Ostwand streichen oder nicht? Lust habe ich keine, kalt ist mir auch, und vor dem streichen muss ich wieder einiges vorbereiten: Terasse abdecken, Fenster und Türen abkleben. Ich wurschtle hier und da herum und plötzlich sind die Pinsel ausgepackt und die Farbe angerührt - tja, dann muss ich wohl.... Ich streiche alles, wozu ich auf die Leiter steigen muss und die Umgebung von Fenster und Türen - die müssen nämlich noch mit Dichtband abgeklebt werden. Der Rest kann warten bis morgen. Allerdings habe ich morgen nicht viel Zeit, ich muss vor 14 Uhr in Sjøvegan sein und will danach weiter zu Astrid und Uwe.
21 Uhr. Schluss für heute. Die Jungs sitzen bei Eis und Wein in der Küche und feiern. Ich glaub, ich verdrück mich ganz schnell in mein Bett.


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