Mittwoch, 5. Juli 2017

Petri Heil!

Lacht nicht! Ja, ich habe einen Fisch gefangen! Den ersten seit 18 Jahren (und der war damals höchsten 15 cm lang)! Jetzt weiß ich wieder, wie es sich anfühlen muss, wenn ein echter Fisch am Haken hängt. Ja, gut, eigentlich ist es ja nur ein Fischlein; wenn man es auf den Teller legt, reicht es aber immerhin vom einen Ende bis zum anderen. Sein noch kleinerer Bruder wollte auch gleich mitkommen, aber der ist noch auf den Klippen vom Haken gerutscht und hat sich dann ins Meer zurückgezappelt. Glück gehabt. Ich auch, denn bei diesem Angelgang hab ich zum ersten Mal keinen einzigen Köder verloren! Ich bin stolz auf mich!

Auch die Baustelle hat heute sichtbar riesige Fortschritte gemacht. Ich habe ja Erfahrung mit Blockhäusern und weiß, daß es erstmal lange dauert, bis alle Balken gefunden und sortiert sind. Wenn dann noch Änderungswünsche auftauchen, müssen einige Balken erst noch zurechtgesägt werden. Aber dann geht es ratz-fatz voran! Seht selbst:

Bereits nach 2 Stunden fühlen sich die Räume wie Zimmer an, die Fenster- und Türausschnitte sind erkennbar und die abschließende Balkenlage über Fenster und Türen ist schon eingebaut. Von der Straße aus, sieht es schon ganz "häuslich" aus. Ab jetzt wird der Fortschritt nicht mehr so schnell sichtbar sein, der Zwischenboden muss eingezogen werden und dann kommen schon die Firste dran.
Interessante Details: bei unerem Aschbucher Haus wurden lange Balken mit Sägezahnverbindungen verleimt, hier hat man die Schnittstelle einfach mit einer kreuzenden Wand zusammengelegt. Dadurch werden die Balken nicht so lang und sind einfacher zu montieren. Apropos einfach: 6,70 m lange Balken über steile rutschige Felsen hochzutragen oder über die 2,5 m hohe Terasse hochzuhieven - ohne Kran! Das ist schon eine Leistung. Heute Abend sind die Jungs sicher ganz kaputt! Zwischen den Südfenstern und der Terassentür gibt es nur einen geringen Abstand. Die Wände sind hier allerdings nicht querausgesteift, sondern im Türausschnitt wird eine Holzleiste eingebaut, die die Wände ausrichten und versteifen soll - einfach aber wirkungsvoll.

Die Balken für den Schlafboden sind - wie gewünscht - nicht angeschraubt sondern sauber mit den Außenwänden verzapft. Allerdings wurde die Unterseite nicht glatt gesägt, sondern ist nach wie vor mit Nut und Feder versehen. Na ja, das ist halt der Preis für ein günstiges Haus. Es gibt Schlimmeres, z.B. die fehlenden Elektrobohrungen. War wohl Olavs Versehen. Obwohl besprochen, hat er diese anscheinend nicht in Auftrag gegeben - dann können sie natürlich auch nicht vorhanden sein. Muss ich halt wieder mal improvisieren.

Das Wetter ist heute eigentlich ein eigenes Kapitel wert! Die Vorhersage sprach von Sonne und gelegentlichen Wolken, leichter Wind, 0 mm Niederschlag. Ja, Sonne gibt es  - immer mal wieder. Wolken auch - rings herum oder direkt über uns. Der Wind kommt von Osten und treibt aber leider heftige Regenschauer vor sich her. Allerdings immer nur kurz, dann darf die Sonne wieder wärmen. Aber keine 5 Minuten...spätestens wenn die Jungs die Regenjacke wieder ausgezogen haben oder Tauno das Wasser aus dem Haus heruasgekehrt hat, fängt es wieder an zu regnen. Und wenn es nur nieselt und wir meinen, das bischen Wasser aushalten zu können, dann wird es unmerklich mehr und mehr, bis man ganz durchnäßt ist. Aprilwetter ist nicht der richtige Ausdruck - vielleicht "5-Minuten-Wetter"?

Am Morgen bin ich eine ganze Zeit lang auf der Baustelle gewesen, um die Mittagszeit habe ich mich dann aber verdrückt, um wieder Ruhe einkehren zu lassen. Jetzt lerne ich allerdings kurz meinen dritten Nachbarn kennen - als er vorbeifährt, läßt er kurz das Fenster herunter und stellt sich mit "Jan Jansen" vor. Sein Nebensitzer soll angeblich deutsch können, verkündet er, der Nebensitzer schüttelt allerdings heftig den Kopf. Etwa so wie er aussieht habe ich mir Jan nach Annelieses und Björns Erzählungen auch vorgestellt: groß, kräftig, ziemlich schmuddelig und in Mundwinkel und Bart hängt noch jede Menge brauner Kautabak.
Am Nachmittag habe ich noch eine kurze Inspektion gemacht bevor ich mir die Zeit mit erfolgreichem fischen vertrieben habe.
Im Anschluss möchte ich mich mit einem zweiten Elektriker aus Grovfjod treffen, der mir ein hoffentlich besseres Angebot machen wird als Per Pedersen.
Der Graben für das Erdkabel - so haben wir das am Montag ausgemacht - soll in gut 2 Wochen gegraben werden.
Einen geschenkten Vitrinenschrank aus dem Internet kann ich (hoffentlich) auch in 2 Wochen abholen; da muss ich dann auch weitere Möbel bei Astrid un Uwe abholen, weil die danach in Urlaub nach Deutschland fahren. Alles ist durchgetaktet.

Übrigens: meine Geheimzahl für die Bankkarte ist auf dem Umweg über Astrid und Uwe am Montag (nach 2 Wochen) auch bei mir eingetroffen. Natürlich habe ich daraufhin gestern in Harstad auf norwegisch eingekauft. Das Passwort für's Internetbanking läßt allerdings immer noch auf sich warten - wenn es morgen nicht ankommt, werde ich nochmal auf die Bank gehen müssen. Ich muss ja Geld überweisen können, wenn ich z.B. im Internet einkaufen will - Dinge, die ich in den Geschäften nicht bekomme wie Wasserleitungen oder Satellitenantennen.

Ich hab den Blog schon gegen 16 Uhr geschrieben, weil ich dachte, der Tag wäre gelaufen. Scheint aber erst Halbzeit gewesen zu sein. Der Elektriker verspätet sich und ist kurz vor 17 Uhr erst da. Aber ich bin hier ja ziemlich zeitlos... Wir fahren gleich raus zur Baustelle und begegnen unterwegs meinen fleißigen Handwerkern, die jetzt endlich Feierabend machen. Der Elektriker heißt Inge (ja, wirklich!), ist etwa in meinem Alter, recht nett und ist eigentlich auf als Starkstromelektriker auf Ölplattformen angestellt. Haus- und Hof-Elektrik hat er als Nebenerwerb laufen. Er ist recht nett, erklärt alles und scheint auch Spielraum für Eigeninitiative zu lassen. Ich lerne, daß die doofe EU 2015 ein neues Gesetz erlassen haben soll, nachdem Stromzähler und Hauptsicherung außerhalb des Hauses in einem wasserichten Kasten untergebracht werden müssen. Allein dieses Teil kostet knapp 2000 €! Aber da komme ich nicht drumherum. Als Wiedergutmachung bekomme ich dafür die Info, daß ich angeblich für das Haus-Anschluss-Stromkabel nur zahlen müsse, was über 25.000 kr hinausgeht. Ich dachte, die müßte ich auch noch bezahlen. Inge schlägt vor, damit ich schnellstmöglich an Strom komme, den Kasten zu installieren und gleich ein oder 2 Steckdosen dran zu hängen; dann hätte ich schon mal Strom. Er will mir ein Angebot für den Verteilerkasten mit ebenfalls einer Steckdose und schon mal ca. 8 Sicherungen machen, damit ich "richtig" wohnen kann und meine Wohnerlaubnis bekomme. Das klingt gut. Denn was danach passiert, das muss er ja nicht mehr wissen. Genauso wollte ich es haben! Tschüß Inge.

Nun wird meine Hütte natürlich noch inspiziert, die Balken für den Zwischenboden sind vollständig eingebaut und die Giebel sind sogar schon begonnen. An den meisten Balken hängen noch die "Preisschildchen". Jeder Balken ist ja einzeln beschriftet, damit man weiß, wo er verbaut wird. Die Schildchen werden ja jetzt nicht mehr gebraucht und da sie naß sind, gehen sie gerade ganz gut weg. Also zupfe ich die halt alle mal ab. Da kann man sich schon ein Weilchen mit beschäftigen.

Kjetil kommt vorbei und bringt an seinem Grundstück und an den Bootshäusern das "Zu verkaufen"-Schild an. Plötzlich fängt er an, über das Baumaterial zu schimpfen, das noch am Rande seines Grundstücks liegt. Das muss jetzt umgehend weg! Schließlich will er die heranströmenden Käufer ja nicht vergraulen! Ob er das ernst meint? Das kann man bei dem Burschen nie so genau wissen. Aber - Baustelle aufräumen ist ohnehin keine schlechte Idee. Viele Pakete sind ausgepackt, die Verpackungsfolien und Paletten liegen auf einem großen Haufen. Also ziehe ich die großen Folien heraus und lege sie ordentlich zusammen - damit kann ich die Terasse abdecken, wenn ich das Haus streiche. Die Paletten zerlege ich und baue damit eine "Brücke" über den Graben auf meinem Grundstück. Eigentlich ist es eher eine Plattform, auf der ich die Holzreste lagere.

Das Meer plätschert gegen das Ufer. Aber es geht gar kein Wind und es ist auch kein Schiff vorbeigefahren. Als ich genauer hinschaue, sehe ich zwei Stellen, an denen das Wasser immer wieder aufgewühlt wird. Die Stellen wandern, aber leider kann ich auch mit dem Fernglas nicht wirklich was erkennen. Sieht so aus, als ob ein Schwarm Fische sich an der Oberfläche herumtreibt. Ich theoretisiere jetzt mal: vielleicht sind das schon Lachse auf dem Weg zu ihren Laichplätzen? Von hier ist es ja noch ein ganzes Stück bis zu den Flüssen - der Fjord ist lang!

Gegen halb 10 Uhr habe ich aber keine Lust mehr, die Füße tun weh... Jetzt ist auch für mich Feierabend! Ich darf ja morgen wieder länger ausschlafen.

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