Freitag, 30. Juni 2017

Viel Afrika

Wir haben heute herrliches Wetter. Strahlend blauer Himmel, weiße Federwölkchen, Sonnenbadewetter.
Ich lass den Jungs wieder den Vortritt und richte morgens noch meine Angelsachen her (mit neuem Köder bestücken).

Wie immer kann und darf ich nichts tun. Die Fundamente sind fertig, jetzt soll der Grundrahmen aufgelegt werden. Weiterhin machen sie das sehr genau und loten jedes Auflager einzeln aus. Aufgrund von Kjetils gestrigen Bedenken bauen die Jungs heute Diagonalverstrebungen ein - jede Menge. Wirkt richtig stabil mittlerweile. Heute lohnt es sich zu filmen, denke ich mir. Mait hat das irgendwann bemerkt und stülpt wortlos den Speiskübel über die Kamera. Ich frage ihn, ob oder warum er das nicht mag, bekomme aber keine Antwort. Also setze ich die Kamera oben drauf und filme weiter. Daraufhin kommt lediglich die lapidare Ansage, dass sie die Arbeit einstellen würden, wenn ich weiter filme. Ok, mein Aku ist sowieso leer.

Um mich selbst aus dem Weg zu räumen klettere ich zum Strommasten hoch. Ich finde dort ein schönes Sitzplätzchen auf dem Fels. Von hier oben hab ich außerdem einen phantastischen Ausblick auf die Baustelle und über den Fjord. Die Sonne brennt - den ganzen Tag! Das Meer liegt spiegelglatt da, aber leider sind weder Wale noch U-Boote zu sehen.

Über Mittag fahren Mait und Tauno zum essen nach Hause, ich bleibe hier und "bewache" die Baustelle.
Am Nachmittag taucht Kjetil auf und baut an einer kleinen Hütte auf dem Nachbargrundstück. Ich geh rüber und leiste ihm etwas Gesellschaft. Kjetil wirkt sehr sarkastisch und frustriert. Er weiß zwar viel, macht sich aber über alles lustig. Und mich verunsichert er weiter, indem er über neue, strengere Bauvorschriften, die "stümperhafte" Arbeit meiner Estländer und den Aufwand zum Anschluss an das Stromnetz spricht. Vielleicht sollte ich einfach nicht mehr mit ihm reden? Wenn ich mir allerdings anschaue, wie schlampig er seine Hütte zusammenzimmert, bin ich mir bezüglich seiner Qualitäten nicht mehr so sicher...

Eine kleine Yacht zieht nah am Ufer vorbei und der Postbote wirft tatsächlich Post in meinen Briefkasten.
Ich bin reich! Steinreich! Die Steine glitzern heute so sehr in der Sonne, daß man meinen könnte, sie enthielten Gold. Trollgold?
Aus den weggesprengten Felsen laufen Wasseradern unter meinem Haus durch; eines der Fundamente steht direkt in solch einer Wasserader - ich hoffe, das macht nichts.

Björn und Anneliese aus Narvik tauchen auf, gerade als ich die Baustelle verlassen will. Meine Arbeiter haben schon vor einer Stunde Feierabend gemacht. Natürlich gehe ich auf einen Schwatz rüber. Anneliese spricht sehr gut englisch. Ich erfahre einiges aus ihrer Familie, Björn ist Zimmermann und auf den Lofoten aufgewachsen. Die Hütte hat er selbst gebaut. Das sind nette Leute. Und sie nehmen mir etwas von der Panik, die Kjetil verbreitet hat - man darf ihm höchstens ein Viertel glauben und ich solle nicht alles so ernst nehmen. 

Eigentlich könnte ich jetzt entspannt nach Hause fahren, aber die Abendsonne ist sooo schön!

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