Samstag, 24. Juni 2017

Mitternachtsonne

Gestern spät abends bin ich nochmal rausgefahren und habe die Gegend erkundet. Am anderen Ufer können die Leute sich jetzt (gegen 11 Uhr abends) sonnen, auf meiner Seite ist die Sonne weg - hinterm Berg verschwunden. Hm. Hab ich mir die falsche Seite ausgesucht? Aber wer kann schon ahnen, dass Südlage schattig ist? Aber an der Landnase vor Evenes scheint sie noch ganz herrlich - ich genieße das wunderbare Licht und das glatte Meer. Hier ist die Einflugschneiße für den Flugplatz, aber eigentlich ist das gar nicht schlimm, eher abwechslungsreich.

Angeblich sollten gestern nacht überall Johannisfeuer brennen, aber ich habe nur 2 kümmerlich rauchende Haufen gefunden, und keine feiernden Leute dabei. Scheint hier oben nicht so sehr Brauch zu sein, oder vielleicht nur in dichter besiedelten Gebieten oder für die Touristen.

Olav - mein Architekt - kommt kurz vor 11 Uhr an, die beiden Monteure etwas später. Olav und ich tauschen so lange ein paar Lebensgeschichten aus und ich erfahre, daß er Chemie-Ingenieur war, jetzt pensioniert ist und den Hüttenbau eigentlich als Hobby betreibt. Er stammt sogar von hier (ca. 1 Fahrstunde weg) und wird sich demnächst auch hier auf den Vesterålen eine Hütte bauen. Olav stellt uns gegenseitig vor und erklärt, daß ich eigentlich eine ganz nette Dame wäre, solange ich bekomme, was ich möchte - ha ha ha. Aber - da hat er natürlich recht!
Wir sprechen auch ein wenig über mein Grundstück und wie ich dazu gekommen bin. Ich weiß, daß das Nachbargrundstück für den mittlerweile 3-fachen Preis angeboten wird. Und die Hütte weiter oben ist für 3 Mio Kronen ausgeschrieben! Olav weiß vom Hörensagen, daß der Flugplatz hier ausgebaut werden soll, dann wird hier die Bevölkerungsdichte wachsen und natürlich die Grundstückspreise steigen. Gut für den Wert meiner Hütte aber schlecht für meinen Wunsch nach Einsamkeit.

Es gibt noch ein paar technische Dinge zu besprechen, dann fahren wir zum Platz raus, und den genauen Standort für die Hütte zu besprechen. Dort wird mir klar, daß ich keine Hütte sondern ein Haus zu bauen scheine. Als wir die Maße auslegen erschrecke ich doch ziemlich, wie groß das Bauwerk wird, bzw. wie klein der Rest des Platzes dann noch ist. Anscheinend müssen wir doch noch etwas Erdarbeiten bewerkstelligen und etwas von den Felsen abhämmern. Olav versucht mit Viggos Hilfe, etwas zu organisieren. Ein Nachbar (Frank) scheint die richtigen Maschinen zu haben und soll angeblich am Montag vorbeikommen.
Strom ist nach wie vor ein Problem, obwohl die Jungs angeblich einen Generator dabei haben. Ich frage mal bei Ragnar nach, er scheint nicht sehr begeistert zu sein. Er hat Angst vor Stromspitzen, die wohl kürzlich schon seine computergesteuerte Bio-Kläranlage zerstört haben. Aber er will sich bis morgen was überlegen...
Als wir wieder zurück sind, macht Olav sich gleich auf den Weg, er möchte noch eine andere Baustelle besichtigen. Die Jungs ziehen hier ein - sie sind sehr gut ausgerüstet! Bin gespannt, wie die nächsten 3 gemeinsamen Wochen werden.

Am Nachmittag / Abend gibt es nichts zu tun, also fahre ich etwas auf Erkundung. In Evenskjer soll es einen Baumarkt geben, also schaue ich mir den schon mal an. Man kann schon recht bald wieder von der E10 abbiegen und auf Nebensträßchen dorthin fahren, recht nett.
In Evenskjer war wohl heute ein kleines Fest, auf jeden Fall ist die Hauptstraße noch gesperrt und das Festzelt, das dort steht, wird gerade ausgeräumt. Außer dem Baumarkt entdecke ich noch einen Coop und einen Rema2000 - beides sehr gut sortierte Supermärkte. Die haben ein größeres Angebot als der Bunnpris in Bogen, sind knapp 10km näher und haben auch Samstags bis 23 Uhr geöffnet! Ich glaube, das wird mein neuer Orientierungspunkt.
Auf dem Rückweg mach ich noch einen Abstecher auf die andere Seite unserer Landspitze. Man weiß nie so genau, bin ich schon auf der Insel oder noch auf dem Festland; oder anders rum. Auf den Karten ist eigentlich keine dürchgängige Straße eingezeichnet, aber man kann ja nie wissen. Bis Ramsund, kein Problem. Von dort geht eine Brücke auf die nächste Insel, dorthin will ich aber nicht. Es geht noch ein Stück weiter. Militärgebiet. Der Fjord scheint ziemlich flach zu sein hier, sieht schon fast wie ein Wattenmeer aus, jetzt bei Ebbe. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Inselchen, teilweise sogar bebaut, auf die man jetzt sogar zu Fuß kommt. Hinter der nächsten Ecke entdecke ich dann die ersten Militärboote. Schlau gewählt: gut versteckt, gefährliche Untiefen für Fremde und gleich draßen auf dem offenen Meer. Die Straße geht noch etwas weiter, endet dann aber an einem Stahltor, hinter welchem Militärisches Sperrgebiet liegt. Hier liegen weitere Militärschiffe. Auf dem Rückweg entdecke ich ein Kreuzfahrtschiff, das hier vorbeikreuzt. Ganz schön abwechlungsreich hier.

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